Zwei Frauen, viele Mails und ein Reh

Stephanie Jana und Ursula Kollritsch lesen aus ihrem Buch „Das Jahr des Rehs“

Von Simone Blaschke

BildViele möchten einmal ein Buch schreiben, Stephanie Jana und Ursula Kollritsch haben es getan. Bevor ihr E-Mail-Roman im Sommer 2015 im Ullstein-Verlag erscheint, wollten die beiden Autorinnen diesen wichtigen Moment bei einer Test-Lesung mit Menschen teilen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Die Resonanz auf die Einladung der beiden selbstständigen Frauen, Lektorin und Texterin, war überwältigend. Mehr als 70 Gäste, darunter ihre Familien, Freunde, Netzwerk-Partnerinnen und Kunden, hatten zugesagt und saßen dicht gedrängt im gemütlichen Veranstaltungsraum des Bonner „Lindenhofs“. Alle warteten gespannt darauf, was es mit den beiden Hauptfiguren Bine und Bella und besagtem Reh auf sich hat.
Das Setting hätte nicht schöner sein können: Ein antiker Tisch mit Art déco-Leselampe für die „Bella“-Autorin Ursula Kollritsch, daneben ein moderner Tisch mit Stuhl für die Autorin der „Bine“, Stephanie Jana, und davor ein Deko-Reh mit Lichterkette. In dieser an das Romansetting angepassten Atmosphäre bekamen die Gäste zunächst einen Einblick in das „Making of“. Denn der Roman war zunächst ein befristetes Schreibprojekt mit dem Arbeitstitel „2 Frauen, 1 Jahr, 1000 Gedanken“.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen Bine und Bella. Die Heldinnen waren als Kinder und Jugendliche beste Freundinnen und gingen gemeinsam durch dick und dünn. Nach 17 Jahren Funkstille schreibt Bella Becker ihre erste E-Mail. Bellas Kontaktaufnahme kommt zur rechten Zeit, kurz vor Bines 40. Zwischen den beiden entsteht dann ein reger E-Mail-Verkehr, auch wenn ihre Lebensentwürfe kaum unterschiedlicher sein könnten: Die chaotisch-liebenswerte Journalistin Bella wohnt mit ihrem 15-jährigen Sohn Mischa in Berlin. Sein Vater, ihre große Petersburger Liebe, gibt sich nur ab und an die Ehre. Sabine Born, die geradlinige und radikale Architektin, ist mit Lehrer-Mann, Kindern und Hunden im hessischen Heimatort hängengeblieben. Das Einzige, was neben ihrem ,Bauhaus-Haus‘ aus der Vorstadt-Normalität hervorragt, ist ein überdimensionales Lichter-Reh im Garten. Es ist Namensgeber des Titels und zugleich ein Leitmotiv der Story, dabei trotzt es allen (Jahres)zeiten. Es wird zum skurrilen Sinnbild des Aufbruchs, als Bines heile Welt zusammenfällt und sie zum Neuanfang zwingt. Und auch Bella muss sich nach und nach eingestehen, dass selbst ihr geliebter Strickmantel sie nicht vor Veränderungen schützen wird.

„Am Anfang“, erzählt Ursula Kollritsch, „haben wir in Echtzeit darüber berichtet, was im Leben der beiden Frauen passiert. Wir brauchten den Rahmen, die Zeit, die Situation. Schnell übernahmen die beiden Protagonistinnen das Ruder und benutzten uns dazu, ihre Gedanken aufzuschreiben“. „Es war richtig spannend, zu sehen, wie die Geschichte weitergeht und was Bella auf meine bzw. Bines Mails antwortet“, erzählt Stephanie Jana und ergänzt: „Von Anfang an stand fest, wir machen das ein Jahr, nicht länger.“ An diesen Vorsatz hielten sich die beiden Autorinnen, und auch daran, das einmal Geschriebene nicht grundsätzlich zu revidieren.
Was danach folgte, hätten die Freundinnen nicht im Traum erwartet. Nachdem zunächst ihre eigenen Schwestern begeistert von der Geschichte waren, baten sie die Literaturagentin Gabi Strobel um ihre Einschätzung. „Ich habe das Buch nachts in einem Rutsch durchgelesen, mitgelacht, geweint und mitgelitten. Danach war mir klar, das muss veröffentlicht werden“, resümierte Strobel bei der Testlesung am 29. November. Das sah auch der Ullstein-Verlag so und bringt „Das Jahr des Rehs“ im Juni 2015 auf den Markt.

Einen Vorgeschmack erhielten die geladenen Gäste in Bonn. Mit nahezu kabarettistischem Talent wechselten sich Ursula Kollritsch und Stephanie Jana in Dialogform ab – und hatten das Publikum schon nach wenigen Minuten gepackt und gefesselt. Lautes Lachen, begeisterter Zwischenapplaus und mitfühlende Ruhe wechselten sich ab.
Auch die männlichen Zuhörer amüsierten sich übrigens köstlich.
Die abschließende Fragerunde und das überschwängliche Feedback des Publikums machten deutlich – dieses Buch trifft den Zahn der Zeit: Es geht um Freundschaft, um Vertrauen, um Wünsche, Hoffnungen, Aufbruch oder Träume vom Leben, und wie man sie vielleicht auch in die Tat umsetzen kann.

Wie die Geschichte von Bine und Bella ausgeht, bleibt noch ein Geheimnis. Und auch, wie es nach der Veröffentlichung des Debütromans mit dem literarischen Schreiben weitergeht. „Vielleicht ist die Geschichte von Bella und Bine ja noch nicht zu Ende erzählt“, bemerkt Stephanie Jana augenzwinkernd. „Oder andere Figuren möchten zum Leben erweckt werden“, ergänzt ihre Co-Autorin. Stephanie Jana sieht es zudem ganz realistisch: „Jetzt liegt der Fokus erst einmal auf der Veröffentlichung des Romans, Lesereisen und PR-Aktionen. Wenn sich das Buch gut verkauft, sehen wir weiter.“ Und Ursula Kollritsch fügt hinzu: „Außerdem haben wir ja noch unsere Hauptjobs und ein Privatleben.“ Ganz so wie Bine und Bella – vier Frauen: mitten im Leben.

„Das Jahr des Rehs“ erscheint am 8. Juni 2015 als List-Taschenbuch im Ullstein-Verlag (8,99 Euro).
Informationen unter: http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/das-jahr-des-rehs-9783843711258.html

Weitere Informationen und Fotos von der Lesung auf Anfrage bei:

Gabi Strobel, Literatur- und Medienagentur,

in**@ga*********.de











, Tel. 0221-80147674

Abdruck honorarfrei. Beleg erwünscht.

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