Reutlingen, 02.06.2021. Freiberufler verfügen über viel Erfahrung und üben ihre Tätigkeit gerne aus. Sie beklagen jedoch eine stetige Verschlechterung und zunehmend schwierige Bedingungen.
Das sind die Ergebnisse der aktuellen SOLCOM-Marktstudie „Freiberuflichkeit im Wandel?“, für die der Projektdienstleister zwischen März und Mai 2021 die 13.206 Abonnenten des Freiberufler Magazins befragt hat. Hier möchten wir Ihnen die Ergebnisse aus der Auswertung von 1.113 Teilnehmern vorstellen.
Kernaussagen
Tätigkeit im Wandel
Freiberufler können laut den Umfrageergebnissen einen reichen Erfahrungsschatz vorweisen. So sind mehr als drei Viertel der Teilnehmer bereits mehr als fünf Jahre selbständig, nur etwa jeder Zwanzigste ist dies weniger als ein Jahr. Dabei haben sie in den vergangenen Jahren einen Wandel in ihrer Tätigkeit festgestellt, jedoch war für eine Mehrheit die Entwicklung negativ.
Trotzdem üben Freiberufler ihren Beruf gerne aus, denn neun von zehn der Befragten wollen auch künftig selbständig bleiben. Dabei sieht eine Mehrheit ihre unternehmerische Tätigkeit auch zukünftig als Erfolgsmodell, jedoch nicht für die breite Masse.
Positiver Ausblick
Bei der detaillierten Betrachtung der Veränderungen in den vergangenen Jahren zeigt sich, dass die Umfrageteilnehmer negative Entwicklungen hauptsächlich im administrativen Bereich sehen. So haben sich die Bürokratie und die rechtliche Sicherheit weiter verschlechtert. Auch bei den Freitextantworten unter „Sonstiges“ wurden diese Themen noch einmal in unterschiedlicher Form aufgegriffen sowie die schleppenden Hilfen bei den Coronahilfen für Selbständige kritisiert.
Positiv entwickelt haben sich dagegen in erster Linie die Anzahl der Einsatzmöglichkeiten und Auftragsvielfalt. Beim Blick in die Zukunft überwiegt zudem der Optimismus. Eine knappe Mehrheit erwartet eine Entwicklung hin zum Besseren.
1. Wie lange sind Sie bereits Freiberufler?
Zusammengenommen 75,1 Prozent der Umfrageteilnehmer haben eine Berufserfahrung von mehr als fünf Jahren. Davon ist mit 52,2 Prozent mehr als die Hälfte sogar bereits mehr als zehn Jahre freiberuflich tätig. 16,6 Prozent sind weniger als drei Jahre freiberuflich tätig.
Weniger als 1 Jahr – 7,2%
1 – 3 Jahre – 9,4%
3 – 5 Jahre – 8,3%
5 – 10 Jahre – 22,9%
Mehr als 10 Jahre – 52,2%
2. Wollen Sie Freiberufler bleiben?
Eine große Mehrheit von fast 90 Prozent will auch künftig Freiberufler bleiben. Nicht einmal zwei Prozent haben andere Pläne. Unschlüssig ist dagegen etwa jeder Zehnte der Befragten.
Ja – 86,9%
Nein – 1,7%
Weiß nicht – 11,4%
3. Ist Freiberuflichkeit gerade in Zeiten dynamischen Wandels ein Erfolgsmodell?
Mit 51,2 Prozent geht die Mehrheit davon aus, dass Freiberuflichkeit nicht für jeden die passende Arbeitsform ist. Vier von zehn sehen darin das Dauer-Arbeitsmodell der Zukunft. Eine Minderheit ist pessimistisch und sehen in der Arbeitsform nur eine Lösung auf Zeit.
Freiberuflichkeit ist das Dauer-Arbeitsmodell der Zukunft – 42,1%
Freiberuflichkeit ist nur etwas für Wenige – 51,6%
Freiberuflichkeit ist eine Lösung auf Zeit – 6,3%
4. Hat sich die Tätigkeit als Freiberufler in den vergangenen Jahren gewandelt?
Eine knappe Mehrheit von 45,4 Prozent sahen einen Wandel in der Tätigkeit als Freiberufler hin zum Schlechteren. Jeweils knapp ein Viertel sehen hingegen eine positive Entwicklung bzw. keine Veränderungen in den vergangenen Jahren.
Ja, zum Besseren – 28,8%
Ja, zum Schlechteren – 45,7%
Nein, hat sich nicht geändert – 25,4%
5. Erwarten Sie künftig weitere Änderungen
Bei zukünftigen Erwartungen haben sich die Vorzeichen umgekehrt: So befürchtet hier eine knappe Mehrheit von 39,2 Prozent einen Wandel zum Besseren. Etwas mehr als ein Drittel hingegen blicken pessimistisch auf ihre künftige Tätigkeit. Jeder Vierte glaubt auch hier nicht, dass es zu Veränderungen kommen wird.
Ja, zum Besseren – 39,2%
Ja, zum Schlechteren – 37,7%
Nein, erwarte keine Änderungen – 23,1%
6. Was hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren verändert – insbesondere auch im Zuge der Coronakrise.
Verbessert hat sich für Freiberufler laut den Umfrageteilnehmern in den letzten Jahren in erster Linie die Anzahl der Einsatzmöglichkeiten. Aber auch bei den Arbeitszeiten und der Auftragsvielfalt sahen etwa ein Drittel eine positive Entwicklung. Verschlechterungen gab es für viele Freiberufler hingegen bei den Themen Bürokratie, rechtliche Sicherheit sowie wirtschaftliche Sicherheit, mehr als die Hälfte gab dies jeweils an. Bei den meisten Antwortmöglichkeiten haben die Befragten jedoch keine Veränderungen festgestellt. Bei den Freitextantworten unter „Sonstiges“ wurden zudem häufig die schleppenden Coronahilfen für Selbständige genannt sowie vermehrte Anfragen für den Bereich Arbeitnehmerüberlassung.
Ansehen von Freiberuflern: besser 18,8% / keine Veränderung 64,1% / schlechter 17,2%
Ansprüche der Kunden: besser 17,9% / keine Veränderung 61,2% / schlechter 20,9%
Anzahl der Einsatzmöglichkeiten: besser 41,7% / keine Veränderung 22,4% / schlechter 35,9%
Arbeitszeiten: besser 29,3% / keine Veränderung 59,1% / schlechter 11,6%
Auftragsvielfalt: besser 29,0% / keine Veränderung 32,3% / schlechter 38,7%
Bürokratie: besser 10,2% / keine Veränderung 37,1% / schlechter 52,7%
Komplexität der Tätigkeit: besser 16,8% / keine Veränderung 69,8% / schlechter 13,4%
Planbarkeit: besser 11,8% / keine Veränderung 44,6% / schlechter 43,7%
Projektlaufzeiten: besser 13,9% / keine Veränderung 71,9% / schlechter 14,2%
Rechtliche Sicherheit: besser 4,6% / keine Veränderung 39,8% / schlechter 55,6%
Verdienstmöglichkeit: besser 12,8% / keine Veränderung 60,3% / schlechter 26,9%
Wirtschaftliche Sicherheit: besser 6,5% / keine Veränderung 41,8% / schlechter 51,8%
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