Durch das Reinheitsgebot zum Exportschlager

Deutsches Bier ist international gefragt

Foto: Fotolia (No. 5131)

sup.- Deutschlands Biertrinker trinken am liebsten Bier aus Deutschland. Das ist nicht nur eine Frage der Gewohnheit, sondern hat seine Ursachen vor allem in der hohen Qualität der hier gebrauten Marken. Seit rund 500 Jahren sorgt das deutsche Reinheitsgebot für echten Biergenuss ohne Zusatzstoffe oder künstliche Aromen. Diese Natürlichkeit wissen inzwischen auch immer mehr Verbraucher in anderen Ländern zu schätzen, wo man es mit dem unverfälschten Brauverfahren weniger genau nimmt. Mit einem Anteil von rund 16 Prozent am gesamten deutschen Bierausstoß liegt die Exportquote doppelt so hoch wie der Importanteil am Bierverbrauch. Ebenso einzigartig wie die lang bewährte Braukunst, bei der nur Malz, Hopfen, Hefe und Wasser als Zutaten erlaubt sind, ist der Abwechslungsreichtum des deutschen Bier-Angebots: Insgesamt 1.349 unterschiedliche Braustätten wurden im Jahr 2013 gezählt, genau 60 Betriebe mehr als noch im Jahr 2006.

Die Vielfalt der meist regionalen Brauereien ist also bis heute enorm und schlägt sich nicht nur in der großen Angebotspalette unterschiedlichster Biersorten nieder: Trotz der puren Zubereitung nach dem Reinheitsgebot spielen brautechnische Innovationen sowie die Entwicklung neuer Sorten und Geschmacksrichtungen bei vielen Brauereien eine große Rolle. Vor allem die so genannten Premium-Marken überraschen die Bier-Fans im In- und Ausland immer wieder mit neuen Ideen zur Geschmacksvielfalt beim deutschen Bier. Natürlich fallen bei diesen Unternehmen höhere Innovationskosten und größere Aufwendungen für den Markenaufbau an als bei den Billig- oder Import-Bieren. Ohne entsprechende Investitionen in Produktion, Entwicklung und Qualitätssicherung lassen sich jedoch die anspruchsvollen Erwartungen der Kunden gar nicht erfüllen.

Viele Bierfreunde sehen deshalb mit Skepsis die Tendenz des Bundeskartellamtes, bisweilen allein schon in der Marktposition der beliebtesten und deshalb auch erfolgreichsten deutschen Brauereien eine Gefährdung des Wettbewerbs zu vermuten. Einen angeblich entstandenen Schaden für die Verbraucher kann allerdings auch das Kartellamt nicht beziffern. Wie denn auch, fragen die Autoren Detlef Brendel und Florian Josef Hoffmann in ihrem Buch „Wirtschaft im Würgegriff / Wie das Kartellamt Unternehmen blockiert“ (Campus Verlag, ISBN 978-3-593-50150-5), denn Preissteigerungen durch Absprachen hat es offensichtlich nicht gegeben: „Die Kunden sind das die Wirtschaft bestimmende Regulativ im Wettbewerb. Sie haben die Hoheit der Entscheidung über Güter und Dienstleistungen. Sie entscheiden auch über den Preis, weil sie durch ihren Kauf Produkte oder Dienstleistungen im Hinblick auf Bedarfsdeckung, Qualität und Akzeptanz bewerten.“ Gefährdet ist also eher der Reichtum der deutschen Bierlandschaft, wenn externe Eingriffe in die Kalkulation und in die Preisgestaltung der Betriebe die bisher konsequent hochwertige Qualität des Angebots unwirtschaftlich machen. Sollte es Bier nur noch zu Discounter-Preisen geben dürfen, wird Deutschland zum „Discountry“ und die Bierkultur stirbt aus.

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