Mit den steigenden Inflationsängsten und des anhaltenden massiven Wachstums der Staatsverschuldung sind einmal mehr die Edelmetalle in den Fokus des interessierten Publikums gerückt.
Edelmetalle, und hier vor allem das Gold, spielten seit Menschengedenken – neben ihrer Rolle als Zahlungsmittel – eine zentrale Rolle als Wertaufbewahrungsmittel. „Das liegt in den sehr speziellen Charakteristiken der Edelmetalle: sie rosten oder verderben nicht, sie können (relativ leicht) in eine bestimmte Größe (also kleine Münzen oder große Barren) geschmolzen werden und dann aus dieser Form auch wieder eingeschmolzen werden!“ erklärt Stefan Kühn.
Als Zahlungs- respektive Tauschmittel wurden seit Jahrtausenden verschiedene Güter verwendet. „Zentral war, dass diese Güter einen besonderen Wert hatten für die Tauschenden!“ so Kühn. „Das konnten Lebensmittel sein oder wichtige Güter des täglichen Gebrauchs, wie Messer, Stoffe oder Kleidung. Umständlich war vielfach allerdings, dass es keine normierten Größen waren und damit der Tauschhandel nur zwischen einem eng begrenzten Kreis möglich war!“
Dies änderte sich als ca. 550 v. Chr. der legendäre und sagenhaft reiche König Krösus in Lydien (an der Mittelmeerküste Kleinasiens in der heutigen Türkei gelegen) die ersten Gold- und Silbermünzen prägen ließ. Dies waren wahrscheinlich die ersten Münzen, die von einer staatlichen Stelle in Europa ausgegeben wurden. (Es ist allerdings durchaus möglich, dass in anderen Teilen der Welt, wie in China oder Lateinamerika, Münzen oder andere genormte Gegenstände aus Edelmetall bereits viel früher benutzt wurden).
Denn nur eine geprägte, genormte und geschützte Münze (vorne typischerweise mit dem Bildnis des Königs, auf der Rückseite mit dem Wert der Münze) garantierte den Echtheitsgehalt durch die staatliche Ausgabe (und erleichterten den Zahlungsverkehr). Deshalb ist das Münzmonopol auch eine zentrale Funktion eines Staates. Fälschungen der Münze durch Beimischung von minderwertigen Metallen wie Kupfer mussten vom Herrscher im Eigeninteresse denn auch rigoros verfolgt werden!
„Es sei denn, der Herrscher selbst verschlechterte den Goldgehalt der Münzen!“ so Kühn, „denn ein Zahlungssystem, das auf Gold basiert ist in seinem Kern ,deflationär‘ – will heißen, dass bei einem positiven Wirtschaftswachstume und einem gleichbleibenden Wert der Münzen immer mehr Gold gebraucht wird. Ansonsten (er-)drosselt der relativ sinkende Bargeldbestand das Wirtschaftswachstum!“ Eine Vergrößerung der Goldmenge (heutiger Begriff: Geldmenge) kann durch Förderung von Gold in Minen geschehen, dem Raub des Edelmetalls bei Nachbarn, durch Tributzahlungen von unterlegenen Feinden oder durch Ausbeutung von Kolonien (in Lateinamerika durch die spanischen Konquistadoren oder durch den ,Raj‘, die britische Herrschaft in Indien). Die flottenweise Anlandung des Goldes der Inkas und Azteken bescherte Spanien im 15. und 16. Jahrhundert z.B. eine beispiellose wirtschaftliche Blüte! … und England stieg aufgrund der importierten Reichtümer aus Indien und seinen anderen Kolonien zum größten Weltreich, dem ,British Empire‘, auf! – „Konnte das Gold trotzdem nicht beigebracht werden, griff der Herrscher – in jeder Kultur und in jeder Epoche – zum Instrument der Münzverschlechterung: den Münzen wurden minderwertige Metalle beigemischt. Aber die Menschen ließen sich dadurch nicht täuschen! Die Münzen waren leichter als vollwertige Goldmünzen und vielfach schimmerte bald das rötliche Kupfer durch! Das Resultat war Inflation (Preisanstieg der Waren) respektive Geldentwertung. Das sind 2 Seiten derselben Medaille!“ so Stefan Kühn. „Aber Sie erkennen bereits hier die wichtigsten Eigenschaften von Gold-/Geldsystemen.
Im 2. Teil zeigen wir auf, wie dieses Goldsystem in das heutige Geldsystem überführt wurden, und dass die vorgestellten Methoden immer noch angewandt werden!“
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Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.
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