Neue WSM-Spitze kritisiert lasches Engagement der Politiker
Flatken: „Wie wollen sie so eine Industriepolitik erreichen, die deutschen Unternehmen hilft?“
Von der Crone: „Wir brauchen eine EU-Agenda, die die Wettbewerbsfähigkeit fördert.“
Düsseldorf/Hagen, 23. Mai 2024. Neue Spitze für den Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM): Ulrich Flatken, bisher Vizepräsident, ist Nachfolger von Hubert Schmidt. Die Vize-Position übernimmt Christian von der Crone. Die beiden treten ihr Amt in der heißen Phase des EU-Wahlkampfs an, vermissen aber politisches Engagement: „Warum ist der Wahlkampf so langweilig? Die Parteien sind nicht aktiv und bringen keine Aussagen. Der typisch deutsche Mittelstand wird ohnehin in Brüssel total vernachlässigt. Wie wollen sie so eine EU-Politik erreichen, die unserem Mittelstand hilft?“, kritisiert Flatken. „Es muss dringend mehr Dampf hinein.“
Wahlkampf wird zum Randthema – verpasste Chance
Auch sein Stellvertreter Christian von der Crone wünscht sich klare Forderungen: „Wir brauchen eine EU-Agenda, die die europäische Wettbewerbsfähigkeit fördert. Keine neuen Berichtspflichten und eine verlässliche Industrieorientierung. Das müssen die Politiker kommunizieren.“ Die fehlende Präsenz im Wahlkampf zieht sich nach Meinung des WSM-Präsidiums durch alle Parteien: „Die EU-Wahlen werden zum Randthema – das ist eine verpasste Chance!“
WSM fordert fulminanten Endspurt
Für das neue WSM-Präsidium hat die künftige industrielle Wettbewerbsfähigkeit Priorität. Beide sind erfahrene Unternehmer: Flatken ist geschäftsführender Gesellschafter der Mecanindus-Vogelsang Gruppe, von der Crone leitet die FR. u. H. Lüling GmbH & Co. KG. Von den Parteien fordern sie jetzt einen fulminanten Endspurt. Sie sollen Präsenz zeigen und Ziele vermitteln. „Der Bürger wählt, weil er mitgestalten will. Das kann er aber nicht, wenn er keine Inhalte kennt. Also wählt er nicht“, befürchtet Ulrich Flatken. „Alle Politiker müssen verdeutlichen, wofür ihre EU-Kandidatur steht. Nur so erreichen wir eine Industriepolitik, die dem Wähler und Arbeitnehmer hilft“, ergänzt Christian von der Crone.
Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland, das sind: rund 5.000 vorwiegend familiengeführte Betriebe, die mit über 500.000 Beschäftigten über 80 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften. Die Unternehmen beschäftigen im Durchschnitt 100 Mitarbeiter und sind mit Abstand die wichtigsten Kunden der Stahlerzeuger.
Die Branche zeichnet sich durch hohe Spezialisierung und Wettbewerbsintensität aus. Die Unternehmen fertigen für die internationalen Märkte der Automobil-, Elektro- und Bauindustrie, den Maschinenbau und den Handel.
Der WSM ist Dachverband für 14 Fachverbände. Zusammen bündeln sie die Interessen einer der größten mittelständischen Branchen in Deutschland und sind Sprachrohr für deren wirtschaftspolitische Vertretung auf Länder-, Bundes- und europäischer Ebene. Sie suchen den Ausgleich mit marktmächtigen Abnehmern und Lieferanten aus Industrie und Handel. Und sie fordern bessere Rahmenbedingungen für Wachstum, Dynamik und Wettbewerb – ob bei Steuern, Abgaben, Recht, Forschung, Umwelt, Energie oder Technik.
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