Hasso Plattner und Reinhold Würth: Zwei Milliardäre mit außergewöhnlichem Lebenswerk
Weltweit gibt es nach der aktuellen Forbes-Aufstellung 2024 insgesamt 2.781 Milliardäre
Milliardär ist nicht gleich Milliardär. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ein derart enormes Vermögen geerbt wurde, oder ob es durch eigene jahrzehntelange unternehmerische Leistung quasi von Null aufgebaut wurde. Gründer der ersten Stunde sind in Deutschland zum Beispiel Dieter Schwarz mit Lidl, Klaus-Michael Kühne mit Kühne+Nagel, Reinhold Würth mit der Würth Gruppe, oder Hasso Plattner mit SAP.
Respekt und Anerkennung verdienen diejenigen Milliardäre, die ein derartiges Vermögen durch Unternehmergeist, Tatkraft, Strategie, Innovation und enormes Durchhaltevermögen über Jahrzehnte quasi von Null erarbeitet haben. Und die gleichzeitig nach vollbrachter Lebensleistung versuchen, einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens wieder sinnstiftend für Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft einzusetzen.
Hasso Plattner (11,2 Mrd. Euro Vermögen) und Reinhold Würth (31 Mrd. Euro Vermögen) sind zwei Männer, die enorme Lebensleistungen vollbracht haben und die sich jetzt zugleich als Kunst-Mäzene und Wissenschaftsförderer betätigen. Folgen wir diesen zwei Beispielen.
Hasso Plattner: SAP-Gründer, Wissenschaftsförderer, Kunst-Mäzen
Hasso Plattner wurde 1944 in Berlin geboren. Nach seinem Abitur studierte er Nachrichtentechnik an der Universität Karlsruhe und arbeitete ab 1968 als Programmentwickler bei IBM Deutschland. 1972 gründete er gemeinsam mit seinen ehemaligen IBM-Kollegen Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira und Dietmar Hopp die Firma SAP, in der er 1979 die Gesamtverantwortung für den Bereich Technologie übernahm. Von 1997 bis 2003 war er Vorstandssprecher von SAP. Seitdem war er Vorsitzender des SAP-Aufsichtsrats. Mitte Mai 2024 hat er mit 80 Jahren dieses Amt einem Nachfolger übergeben.
Das von SAP entwickelte Konzept einer Standardsoftware, die auf einer eigenen Hardware läuft, stieß von Anbeginn auf eine überwältigende Nachfrage. Aus dem kleinen Startup wurde ein globaler Konzern mit inzwischen weltweit mehr als 107.000 Mitarbeitern in 157 Ländern und einem Umsatz 2023 von 31 Mrd. EUR.
Als Chief Software Advisor berät Hasso Plattner SAP nach wie vor bei der mittel- und langfristigen technologischen Ausrichtung und Strategie. Der Name Hasso Plattner ist inzwischen Programm: Er steht für zukunftsorientierte Forschung, für Innovation und Unternehmergeist, also für die erfolgreiche Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft.
Hasso Plattner hat mit seinem visionären Unternehmergeist nicht nur SAP zum wertvollsten börsennotierten deutschen Unternehmen gemacht, sondern er ist mittlerweile auch zu einem legendären Förderer von Wissenschaft und Kunst geworden. Im Jahr 1998 gründete Hasso Plattner mit dem größten privaten Finanzvolumen, das jemals einer deutschen Universität gespendet wurde, an der Universität Potsdam das Hasso-Plattner-Institut (HPI). Schwerpunkt dieses Instituts ist die Softwaresystemtechnik. Damit nicht genug: Als Leiter der Abteilung „Unternehmensplattform und Integrationskonzepte“ engagiert sich Hasso Plattner aktiv in Forschung und Lehre.
Hasso Plattner hat immer wieder mit Ideenreichtum Brücken geschlagen – zwischen Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Politik. 2005 gründete Hasso Plattner außerdem die HPI Research School, ein interdisziplinäres Doktorandenprogramm, mit Niederlassungen an der Universität Kapstadt in Südafrika, am Technion in Israel und an der Nanjing University in China. Im Jahr 2007 erweiterte Plattner das HPI um die HPI-School of Design Thinking, 2010 kam das Hasso Plattner Institute of Design an der Standford University in Kalifornien hinzu.
Im Jahr 2013 schloss sich Hasso Plattner der Giving Pledge-Initiative von Bill und Melinda French Gates und Warren Buffet an. Seitdem spendet er einen Großteil seines Vermögens verstärkt für philanthropische und wohltätige Zwecke. Aus diesem Grund wurde 2015 die unabhängige, nicht gewinnorientierte Hasso-Plattner-Foundation gegründet.
Im Laufe seines Lebens entwickelte Hasso Plattner eine große Liebe zur Kunst und wurde zu einem begeisterten Sammler mit Schwerpunkten auf den Gebieten Impressionismus, Expressionismus und moderner Kunst. Das von ihm 2017 gestiftete Museum Barberini in Potsdam zeigt dauerhaft seine umfangreiche Sammlung: Über 100 Meisterwerke von Claude Monet, Auguste Renoir, Berthe Morisot, Alfred Sisley und weiteren Malern des Impressionismus und Nachimpressionismus. Mit 38 Gemälden von Claude Monet sind außerhalb von Paris nirgends in Europa mehr Werke dieses Künstlers an einem Ort zu sehen.
Das jüngste Projekt der Hasso-Plattner-Foundation besteht in der Umgestaltung eines früheren beliebten DDR-Restaurants in Potsdam zu einem Museum für zeitgenössische Kunst, in dem auch Werke ehemaliger DDR-Künstler gezeigt werden. Das im September 2022 eröffnete „DAS MINSK Kunsthaus“ bereichert Potsdam mit einem weiteren architektonischen Wahrzeichen und einem Ort der Kultur und Begegnung.
Last but not least: Hasso Plattner hat als Ehrenbürger von Potsdam nicht nur die beiden bedeutenden Museumsprojekte gestiftet und wesentliche Impulse für die Wissenschaftsförderung gesetzt, sondern hat bereits früher durch eine hohe Millionen-Spende für den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses mit der historischen Fassade gesorgt.
Reinhold Würth: Vorbild als Unternehmer, Museumsstifter, Kunst-Sammler, Professor
Reinhold Würth wurde 1935 in Öhringen, Baden-Württemberg geboren. Als Reinhold Würth 14 Jahre alt war, meldete sein Vater Adolf Würth ihn von der Oberrealschule ab und stellte ihn 1949 als Lehrling und zweiten Mitarbeiter in seinem Großhandelsbetrieb für Schrauben in Künzelsau ein. Nach dem frühen Tod seines Vaters übernahm der damals 19-Jährige das Unternehmen.
Ausgehend von den harten Aufbaujahren der Nachkriegszeit in Deutschland entwickelte Reinhold Würth aus dem damaligen Zweimannbetrieb den Weltmarktführer in der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial. Zum weltweit tätigen Familienunternehmen mit Hauptsitz in Künzelsau gehören über 400 Gesellschaften, die mit über 2.700 Niederlassungen in 80 Ländern beheimatet sind, mit 87.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz 2023 von 20,4 Mrd. EUR.
Von den frühen Anfängen her hat Reinhold Würth durch sein Vorbild eine Unternehmenskultur geprägt, die auf Grundwerten wie Optimismus, Dynamik, Hochachtung vor den Mitarbeitern und ihren Leistungen sowie auf aktivem Einsatz für die Kunden basiert. Dies war und ist ein maßgeblicher Erfolgsmotor des Familienunternehmens. Reinhold Würth schrieb in seinem Buch „Erfolgsgeheimnis Führungskultur“: „Ich bin davon überzeugt, dass Menschenführung zu mehr als fünfzig Prozent über Gewinn und Verlust entscheidet, während Kapital und Produkte nur nachrangige Bedeutung haben.“
Reinhold Würth zog sich 1994 aus der Geschäftsführung zurück und übernahm den Vorsitz des Würth-Beirats, den er 2006 an seine Tochter Bettina Würth übergab. Seitdem ist er Ehrenvorsitzender des Beirats und bleibt Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe.
In seiner beruflichen Laufbahn hat sich Reinhold Würth vielfältig sozial und kulturell engagiert. Der passionierte Sammler moderner und zeitgenössischer Kunst fördert seit Langem Projekte im Bereich Kultur, Wissenschaft und Bildung. Um dieses Engagement zu bündeln, gründete er 1987 gemeinsam mit seiner Frau Carmen die Stiftung Würth. Die von Reinhold Würth aufgebaute Sammlung Würth umfasst derzeit rund 20.000 Kunstwerke und ist eine der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen.
1991 gründete er in Künzelsau die weltweit erste Kombination eines Verwaltungsgebäudes mit einer Kunstgalerie. Er ist von der Motivation seiner Mitarbeiter durch Kunst überzeugt. Bis heute gründete und unterhält Reinhold Würth fünfzehn Museen nicht nur in Künzelsau, sondern auch in Schwäbisch Hall (moderne Kunst in Kunsthalle Würth und altdeutsche Maler in der Johanniterkirche) sowie an Standorten von Würth-Auslandsgesellschaften zum Beispiel in Dänemark, Österreich, Frankreich, Holland, Norwegen, Italien, Belgien, Schweiz oder Spanien.
Die Stiftung Würth engagiert sich auch in der Schul- und Hochschulförderung. Als Prof. Dr. h.c. mult. gab Reinhold Würth sein Wissen als Leiter des Instituts für Entrepreneurship an der Universität Karlsruhe viele Jahre lang an Studenten weiter.
Die Erfahrung, die Reinhold Würth und seine Frau Carmen durch ihren behinderten Sohn Markus sammelten, führte unter anderem zu einer Markus Würth Stiftungsprofessur an der TU München, zur Unterstützung von Special Olympics Deutschland und zur Zusammenarbeit von behinderten und nicht-behinderten Menschen im Würth eigenen Hotel-Restaurant Anne-Sophie in Künzelsau.
Von Dr. Thies Claussen sind die Bücher „Unser Leben. Auf der Suche nach einem Kompass“ (2023), „Im Wandel der Zeit. Wo stehen wir? Wohin gehen wir?“ (2022), „Denkanstöße – Acht Fragen unserer Zeit“ (2021), „Unsere Zukunft nach Corona“ (2020), „Ludwig Erhard. Wegbereiter unseres Wohlstands“ (2019), „Zukunft beginnt heute“ (2018) und „Unsere Zukunft“ (2017) erschienen.
Der Autor war Ministerialdirigent im Bayerischen Wirtschaftsministerium und zuletzt Vizechef der LfA Förderbank Bayern.
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