Welche Motive treiben die ehemalige Motivforscherin und nunmehrige Familienministerin Sophie Karmasin an, die KindergartenpädagogInnen schon wieder vor den Kopf zu stoßen?
(NL/7387124063) In der Wochenzeitung Die Furche vom 5. Juni 2014 spricht sich die ÖVP-Ministerin gegen die Akademisierung von KindergartenpädagogInnen aus weil, ihrer Meinung nach, auch Tischler keine tertiäre Ausbildung benötigen, um ihren Beruf handwerklich ordentlich auszuführen.
Nun liest man in der Wochenzeitung kosmo vom 27. Oktober 2014 in einem Interview die Aussage von BM Karmasin, dass es notwendig wäre, für diesen sehr wichtigen Beruf mehr Bewusstsein zu entwickeln, indem neben der Akademisierung auch die Forschung in dem Bereich gestärkt werden müsse.
Die Plattform EduCare begrüßt den Sinneswandel von Frau Ministerin Karmasin und dankt für dieses klare Bekenntnis zur ideellen Aufwertung des Berufsstandes.
Entbehrlich hingegen finden wir die Aussagen zur Gehaltssituation von KindergartenpädagogInnen: Es gibt viele andere Berufe, die mit weniger Geld anfangen, denn wenn ich mir Wien anschaue, da betragen die Einstiegsgehälter über 2.000 Euro brutto.
Frau BM Karmasin hat Recht, wenn sie meint, KindergartenpädagogInnen verdienen anfangs – verglichen mit anderen MaturantInnen aus berufsbildenden Schulen -ganz gut. Sie übersieht jedoch, dass innerhalb kürzester Zeit die Gehälter deutlich zum Nachteil der KindergartenpädagogInnen abfallen. Im Kindergarten fehlt es nämlich noch immer an Karrieremöglichkeiten, wie sie in vielen anderen Berufsgruppen zur Verfügung stehen, etwa Karrieren aufgrund von Spezialwissen, Verwendung oder Arbeit in Projekten, die zu einer Gehaltserhöhung führen würden.
Bildung im Kindergarten beginnt nicht erst mit 5 Jahren
Auch ihr Resümee Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Kindergarten und weiter Denn gerade das letzte Kindergartenjahr ist für die Sprachförderung sehr wichtig sorgt für neuerliches Kopfschütteln in der elementarpädagogischen Community.
Der Bildungsauftrag des Kindergartens lässt sich nicht auf Sprachförderung im letzten Kindergartenjahr reduzieren, sondern erstreckt sich über alle Jahre, die ein Kind den Kindergarten besucht. Vor allem für eine gelingende Sprachförderung ist ein Jahr viel zu kurz.
Dieses ständige Betonen der Bedeutung des letzten Kindergartenjahres reduziert den Kindergarten auf eine Bildungseirichtung, die lediglich zur Vorbereitung auf die Schule dient.
Bei Eltern und VolksschullehrerInnen wird damit eine unerfüllbare Erwartungshaltung geweckt und KindergartenpädagogInnen geraten unter den Druck alle Aufmerksamkeit auf dieses letzte Kindergartenjahr zu lenken. Das widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die nachweisen, dass nämlich weder das Alter, noch Deutschkenntnisse relevante Kriterien für die Schulfähigkeit von Kindern sind.
Die Regierung muss weitere konkrete Schritte setzen
In den letzten 6 Jahren ist der Kindergarten in den Fokus bildungspolitischer Diskussionen geraten und die Regierung hat viele richtungsweisende Schritte eingeleitet. Der Weg muss aber zu Ende gegangen werden!
Wir brauchen von der gesamten Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum Kindergarten als Bildungseinrichtung. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur Tertiärisierung der Ausbildung und zur Forschung in der elementaren Bildung.
Dazu müssen konkrete Maßnahmen in Angriff genommen werden: das Bundesgesetz, das die Anstellungserfordernisse für das Fachpersonal in Kindergärten festlegt, muss dahingehend geändert werden, dass unterschiedliche Ausbildungsabschlüsse für unterschiedliche Einsatzbereiche und Karrieremöglichkeiten vorgesehen sind.
Parallel dazu müssen unterschiedliche Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung für die derzeit im Beruf stehenden KindergartenpädagogInnen geschaffen werden und die grundständige Ausbildung von ElementarpädagogInnen muss in die Reformmaßnahmen der PädagogInnenbildungNEU eingebunden werden. Weitere Lehrstühle für Elementarpädagogik müssen eingerichtet werden.
Erst dann können wir Gehälter von KindergartenpädagogInnen mit Gehältern in Wirtschaft und Technik vergleichen und erst dann werden wir von der Elementarpädagogischen Community Aussagen von PolitikerInnen wieder Vertrauen schenken.
Rückfragen bitte an:
Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis
Sprecherin der Plattform EduCare
Telefon: 43 (664) 4634580
E-Mail:
he*************@pl***************.org
Internet: http://www.Plattform-EduCare.org/
Siehe dazu:
* Interview in der Wochenzeitung KOSMO, http://www.kosmo.at/news/integration
* Interview in der Wochenzeitung DIE FURCHE, http://elementarbildung.blogspot.co.at/2014/06/kindergartenpadagoginnen-und.html
Die Plattform EduCare versteht sich als Arbeitsgemeinschaft von Pädagoginnen und Pädagogen, Trägerorganisationen, Interessensgemeinschaften sowie von Eltern und engagierten Einzelpersonen aus dem elementaren und außerschulischen Bildungsbereich.
Hinter der Plattform EduCare steht keine staatliche, kirchliche, politische oder private Organisation. Sie wird getragen vom gemeinnützigen Verein zur Förderung der Elementarpädagogik. Die Koordination des Netzwerkes der Plattform EduCare wird vom Steuerteam wahrgenommen.
Kontakt
–
Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis
Krausegasse 7a/10-11
A-1110 Wien
43 (664) 4634580
he*************@ao*.at
http://www.plattform-educare.org/mitgliederdetails2.htm#Lex-Nalis