Stärken Älterer einsetzen / Arbeitszeiten altersgerecht gestalten / Demografieberatung deckt Handlungsbedarf auf
Die Zahl der Erwerbstätigen im Rentenalter hat sich zwischen 2002 und 2012 verdoppelt. Finanzielle Not ist jedoch nur bei rund einem Drittel der Rentner der Grund, weiterhin zu arbeiten. Befragungen zeigen, dass die Erwerbstätigen zufriedener sind und sich gesünder fühlen als ihre Altersgenossen. Doch nicht nur die Zahl der arbeitenden Rentner steigt, auch der Anteil der Arbeitnehmer über 55 Jahren nimmt zu. Für Unternehmen stellt die Motivation älterer Mitarbeiter bis zum Rentenalter und darüber zu arbeiten, einen Wettbewerbsvorteil dar: Fachkräfte und ihr betriebsinternes Wissen bleiben erhalten und die älteren Mitarbeiter können ihr Know-how in altersgemischten Teams weitergeben. Dr. Karin Müller, Fachgebietsleiterin für betriebliches Gesundheitsmanagement des TÜV Rheinland: „Teams profitieren davon, dass ältere Mitarbeiter mit komplexen Sachverhalten oft besser umgehen können als jüngere und Entscheidungen rationaler treffen.“
Die Stärken Älterer gezielt nutzen
Oft genügen schon kleine Veränderungen, um einen Arbeitsplatz an die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter anzupassen: Eine gute Ausleuchtung des Arbeitsbereichs kompensiert beispielsweise nachlassende Sehfähigkeiten. Häufigere Pausen oder langsamere Bandlaufzeiten tragen der geringeren körperlichen Leistungsfähigkeit Rechnung. Ältere gleichen körperliche Defizite durch Routine, Pflichtbewusstsein, Genauigkeit und Zuverlässigkeit aus, was sie oft für Aufgaben prädestiniert, die diese Fähigkeiten in hohem Maße erfordern. Auch in Servicecentern oder bei der Auftragsannahme können sie durch Erfahrungswissen und Gelassenheit erfolgreich sein.
Altersgerechte Arbeitszeiten
Drei Viertel der älteren Mitarbeiter wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten. Entsprechende Anpassungen bieten ihnen den gewünschten Freiraum für die Pflege von Angehörigen, die Betreuung der Enkel oder Hobbies. In Berufen mit hohen körperlichen Anforderungen wie Gerüstbau oder Fliesenlegen steigt ab einem Alter von 55 Jahren die Arbeitsunfähigkeitsdauer an. Im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements können Konzepte zum flexiblen Einsatz der Mitarbeiter helfen, die Belastungen zu reduzieren. Maßnahmen zur Gesundheitsförderung vermitteln rücken- und gelenkschonende Arbeitsmethoden und beugen so Beschwerden vor.
Die Altersstruktur im Blick
Für Arbeitgeber ist es wichtig, die Altersstruktur der Mitarbeiter zu kennen. Dadurch können Arbeitsplätze angepasst und Teams so zusammengestellt werden, dass eine Weitergabe des Wissens gesichert ist. TÜV Rheinland unterstützt Unternehmen dabei durch eine auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens ausgerichtete Demografieberatung. Im Mittelpunkt stehen Fragen wie: Wann gehen welche Leistungsträger in Rente? Bleiben die Abteilungen in den nächsten Jahren arbeitsfähig oder scheiden mehr Mitarbeiter aus als ersetzt werden können? Ist der Transfer von Know-how organisiert? Werden Abteilungen mit schwerer körperlicher Arbeit bald nur noch aus älteren Arbeitnehmern bestehen und wie muss die Arbeit dann gestaltet sein? Wo können Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung ansetzen? Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickeln die Experten von TÜV Rheinland im nächsten Schritt Konzepte, wie das Unternehmen den demografischen Wandel meistern kann.
„Eine wichtige Voraussetzung, damit sich ältere Arbeitnehmer langfristig im Unternehmen wohl fühlen, ist die kontinuierliche Weiterbildung. Sie ist in jedem Alter unverzichtbar, da sich Arbeitsmethoden und auch die eingesetzten technischen Geräte ständig weiterentwickeln“, betont Müller. Eine Unternehmenskultur, in der alle Mitarbeiter mit Wertschätzung behandelt werden, trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit bei und motiviert, sich für das berufliche Fortkommen zu engagieren.
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