In der Neuerscheinung des Verlags 3.0 „Klosterrauschen“ wird nicht nur ein Tabu gebrochen
Katharina Göbel, Bedburg, 19.11.2014 – Der Autor Johannes Sieben umschreibt in seinem zweiten Roman „Klosterrauschen“ die Geschichte von Julian, der in einem Kloster leben muss, wo er regelmäßig missbraucht wird. Die Homosexualität des Jungen, die er im Laufe der Zeit entdeckt und die er als Sünde empfindet, erschwert ihm das Leben auch außerhalb der Klostermauern. Denn irgendwann gelingt ihm die Flucht. Doch er erlebt immer wieder Rückschläge, wenn er gerade glaubt, das Leben meistern zu können.
Wenn Johannes Sieben auch eine erfundene Geschichte erzählt, so ist diese keinesfalls realitätsfern. Mehrere Untersuchungen zeigen, dass etwa 8 bis10 Prozent der befragten Männer sexualisierte Gewalt erfahren mussten. Nach Dunkelzifferschätzungen hieße das gar, dass jeder fünfte bis achte Junge in irgendeiner Form Opfer von sexuellem Missbrauch geworden ist. Entgegen der Klischees trifft es eben auch „das starke Geschlecht“. Die daraus entstehende langfristige Verwirrung wirkt sich jedoch nicht nur auf sexueller, sondern auch auf kognitiver und emotionaler Ebene beim Betroffenen aus. Er ist frühzeitig ein sexuell stimulierter Pseudo-Partner und zugleich ein strukturell abhängiges Kind, das wahrscheinlich auch noch durch Gewalt zusätzlich bedroht wird. Körperliche Nähe und sexuelle Erregung stehen also sozusagen in direktem Widerspruch zur Leugnung der Realität. Dem Opfer ist es dadurch unmöglich, die Erfahrung sinnvoll zuzuordnen oder gar zu verarbeiten. Denn in dem dadurch freigesetzten Trauma wird das Vertrauen zu einer in seinen Augen lieben Person gebrochen. Dieser Verrat durch den Missbrauchenden kann durch die grundlegende Missachtung der Gesellschaft noch verstärkt werden und schnell ein Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertsein auslösen. Eine massive Schädigung des Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen durch die selbst empfundene Scham und Schuld ist dabei die logische Konsequenz. Die Stigmatisierung hat sich fest in das Denken und Handeln des Betroffenen hineingefressen – und ist damit wohl das traumatischste Erlebnis unter allen, das nicht selten mit sozialer Isolation, Dissoziation, Prostitution, Alkohol- und Drogenmissbrauch und sogar Selbstmord(-versuchen) einhergeht. Auch in „Klosterrauschen“ wird deutlich, wie Kinder ihr Leben lang unter dem erfahrenen Missbrauch leiden.
Im Buch wird das Vergehen eines Geistlichen an Julian zum Schlüsselereignis, das dort wie folgt vom Täter gerechtfertigt wird: „Das darfst du niemals jemandem erzählen, hörst du? Auch deinen Eltern nicht! Der liebe Gott liebt das, was wir hier tun. Nur die Menschen sehen darin etwas Böses. Der liebe Gott hat uns ja so einen schönen Penis gegeben, damit wir ihn gern haben. Wenn du es trotzdem jemandem erzählst, wird Gott ganz böse und lässt etwas Schreckliches geschehen! Hast du das verstanden, Julian?“ „Ja, Onkel Theophil!“
In seinem ersten veröffentlichten Roman nahm der Arzt Dr. Sieben die Inspiration für „Himmelsstaub- gefangen im Koma“ aus seiner jahrelangen Praxiserfahrung und schrieb aus der Sicht eines Komapatienten. Er betrachtet darin realitätsgetreu und kritisch das heutige Gesundheitssystem, dem wir alle zum Opfer fallen können ohne wirklich eine Wahl zu haben. In der Neuerscheinung „Klosterrauschen“ ist aus einer Idee ohne feste Form nach und nach eine Geschichte geworden, die er selbst erst beim Schreiben kennenlernte. Bis zur Veröffentlichung im Dezember 2014 ist „Klosterrauschen“ noch zum vergünstigten Subskriptionspreis in Höhe von 14 Euro im Verlagsshop erhältlich. Der reguläre Verkaufspreis beträgt dann 17,80 Euro.
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