Rückschau und Prognosen der Freien Brauer zum Jahreswechsel
Rechtzeitig zum Jahreswechsel 2014/2015 positionieren sich Die Freien Brauer zur Entwicklung der Branche. Die 40 Gesellschafter des Werteverbunds unabhängiger Familienbrauereien haben ihre Stimmen in einer internen Umfrage abgegeben. Das Ergebnis: Während sich die Umsatzlage der Branche allgemein zwischen schlechten Wetterverhältnissen und guten Absätzen zur Fußball-Weltmeisterschaft in etwa die Waage hält, konnten viele Brauereien in ihren Regionen deutliche Umsatzsteigerungen erzielen. Von ihren Sieben Werten werden 2015 vor allem die Prinzipien „Höchste Qualität“ und „Einzigartige Vielfalt“ im Fokus stehen – immer vor dem Hintergrund eines verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns. Eindeutige Trends prognostizieren sie in den Bereichen Spezialbiere, Regionalität und Authentizität.
Mit einer internen Umfrage unter den 40 wertebewussten Familienbrauereien im Verbund der Freien Brauer wurde ein Stimmungsbild zur Branche eingeholt. Zum einen wurde auf das Jahr 2014 zurückgeschaut, zum anderen in die Zukunft geblickt. Die Rückschau zeigt eine ungefähr gleichbleibende Umsatzlage der Branche im Vergleich zu 2013. Negative Einflüsse waren durchwachsene Wetterverhältnisse, speziell im Sommer, Umsatzrückgänge in der Gastronomie und der allgemeine Preisdruck. Positiv zu Buche schlugen die Fußball-Weltmeisterschaft und eine generelle Preiserhöhung. Entgegen der allgemeinen „Großwetterlage“ konnten viele der Freien Brauer ein moderates Umsatzwachstum verzeichnen, einige sogar im zweistelligen Bereich. Eine werthaltige Unternehmensführung mit starkem Fokus auf authentischen Charakterbieren scheint sich auch monetär auszuzahlen.
Kritisch: Preiskampf und sinkender Verbrauch in 2015
Diesen Kurs sehen Die Freien Brauer auch für das kommende Jahr, obgleich es einige Herausforderungen zu meistern gibt. „Im Jahr nach der Fußball-Weltmeisterschaft wird dem Markt Absatz fehlen“, prognostiziert Moritz von Twickel, Gräflich zu Stolberg“sche Brauerei Westheim. „Der Preisdruck wird sich weiter verschärfen.“ „Anlass zur Sorge bereitet weiterhin der durch Handel und teilweise Großhersteller angetriebene preisliche Werteverfall für Bier und alkoholfreie Getränke sowie der weiter sinkende Bierverbrauch pro Kopf“, ergänzt Ludwig Schweiger, Privatbrauerei Schweiger. „Dazu kommen weitere Kostensteigerungen, insbesondere im Personalbereich.“
Qualität und Wertigkeit als Grundvoraussetzung
Große Chancen sieht Hugo Fiege, Privatbrauerei Moritz Fiege, 2015 darin, „das Bier aus der Promotion-Ecke in Richtung Qualitätsgenussmittel zu rücken.“ Davon sind Die Freien Brauer überzeugt. Susanne Horn von der Neumarkter Lammsbräu ist sich sicher: „Bier steht vor einem Imagewandel hin zum Genussmittel. Die Qualität wird endlich wichtiger werden, die Herkunft der Rohstoffe, handwerkliche Braukunst – kurzum: Immer mehr Menschen wollen ein besonderes Bier mit Geschichte statt möglichst günstig trinken.“ Nach Meinung von Andreas Tembrockhaus, Flensburger Brauerei, sollten kleinere Brauereien dabei ihr eigenes Ding machen, denn „die großen Brauereien sind keine Vorbilder für Bier!“ Die Gesellschafter im Verbund werden im kommenden Jahr vor allem auf ihre Werte „Höchste Qualität“ und „Einzigartige Vielfalt“ setzen – stets vor dem Hintergrund eines verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns. „Die Verbraucher legen immer größeren Wert auf authentische Marken, die für höchste Qualität stehen“, stimmt Michael Weiß, Meckatzer Löwenbräu, zu. „Dies muss auch vor Ort in den Braustätten erlebbar sein.“
Regionalität und Einzigartigkeit sind Trumpf
Die Freien Brauer sind sich einig: Der Bezug zur Region muss sein. „Wir erwarten eine Dynamik hin zu mehr Qualität und Vielfalt. Damit verbunden ist auch eine zunehmende Bedeutung der Regionalität“, formuliert Sebastian Priller-Riegele, Brauhaus Riegele Augsburg. Michael Ott von der Schussenrieder Brauerei pflichtet bei: „Regionalität, Emotionalität, Retro und Einzigartigkeit werden den Konsumenten zukünftig noch mehr bei seiner Kaufentscheidung beeinflussen.“ Einzigartigkeit – das beinhaltet den Ausbau von Spezialbieren und Saisonbieren, darunter auch Craft Beer. Eines gewissen Risikos sind sich Die Freien Brauer bewusst: „Es wird mehr Spezialbiere geben, aber die Nachfrage wird dem Angebot möglicherweise noch nicht folgen. Daher sind ein gutes Konzept und langer Atem wichtig“, so Ernst Riedner, Privatbrauerei M.C. Wieninger, Teisendorf. Karl-Heinz Pritzl von der Kauzen-Bräu gibt zu bedenken, dass „neben der Sortenvielfalt auch die Wettbewerbsintensität weiter zunehmen wird. Ob das positiv für den Gesamtmarkt ist, wird sich zeigen.“ Dass eine große Vielfalt grundsätzlich erwünscht ist, verdeutlicht Verbundspräsident Georg Schneider, Weisses Bräuhaus G. Schneider: „Jedes Produkt, jede Strömung, jede Idee und jeder Brauer, der dazu beiträgt, dem Konsumenten eine große Auswahl an qualitativ hochwertigen Bieren mit einer Vielzahl von Geschmacksnuancen zu bieten, hat eine Berechtigung auf dem Markt und hilft uns, dass Bier wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Und genau das ist entscheidend – über Bier und Bierkultur muss gesprochen werden.“
Die Freien Brauer
Die Vielfalt der Bierkultur hat Tradition in Europa. Sie zu erhalten, ist das Ziel der Freien Brauer, einem Zusammenschluss von 40 führenden, unabhängigen Familienbrauereien in Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Die Traditionshäuser mit ihren zahlreichen Bierspezialitäten sind wichtige Garanten für die Biervielfalt in ihren Ländern. Mit ihrem Engagement in Kultur und Sport tragen sie dazu bei, dass ihre Heimatregion für Einheimische und Besucher attraktiv bleibt. Darüber hinaus sind sie beispielsweise als Arbeitgeber und Ausbildungsstätte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor an ihrem Standort.
Die Mitglieder der Freien Brauer arbeiten bereits seit 1969 in der vormals Deutschen Brau-Kooperation zusammen. Die Freien Brauer verstehen sich als der führende Verbund unabhängiger Familienbrauereien. Ihre Mitglieder repräsentieren rund sechs Millionen Hektoliter Bier und bilden knapp 200 Lehrlinge in technischen und kaufmännischen Berufen aus. In den letzten drei Jahren investierten diese Brauereien insgesamt etwa 95 Millionen Euro in ihre Betriebe. Die Tätigkeiten der Freien Brauer konzentrieren sich insbesondere auf den gemeinsamen Einkauf, den Erfahrungsaustausch der mittelständischen Familienbrauereien, die gemeinsame Entwicklung oder die gemeinsame Planung von Abfüll- und Logistikkonzepten. Darüber hinaus bieten Die Freien Brauer verschiedene Dienstleistungen im Versicherungsbereich an. Weitere Betätigungsfelder sind gemeinsame Schulungen und Seminare sowie die Realisierung von Gastronomiekonzepten.
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