Digitaler Helfer erhöht die Patientensicherheit

Digitaler Helfer erhöht die Patientensicherheit

(Bildquelle: www.klauswaeldele.de)

In einem Pilotprojekt setzt das Universitätsklinikum Frankfurt ein System zur Unterstützung klinischer Entscheidungen ein, das die Qualitätssicherung weiter verbessern, Ärzte entlasten und damit mehr Zeit für den Patientenkontakt ermöglichen soll.

Gesundheits-Apps auf Smartphones und -watches werden vielfach als die Treiber der Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft angesehen. Doch auch der Alltag in deutschen Kliniken wird zunehmend digitaler. Das Universitätsklinikum Frankfurt zählt hier zu einer der führenden Kliniken in Deutschland und erprobt aktuell mit dem Wissenschaftsverlag Elsevier ein System zur digitalen Unterstützung medizinischer Entscheidungen. In der Medizinischen Klinik I und in der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Hauses werden fünf Anordnungssets eingesetzt, welche den aktuellsten Stand der Leitlinien und der medizinischen Evidenz direkt in den Prozess der ärztlichen Anordnung und Verordnung integrieren. So wird Qualität gesichert und der Arzt durch diagnosespezifische Auswahllisten von Anordnungen im IT-Prozess zeitlich entlastet. Zur Diskussion dieses Systems und der weiteren Digitalisierung im Krankenhaus kamen im Dezember über 30 Vertreter deutscher Kliniken zu einem Workshop von Elsevier und dem Universitätsklinikum Frankfurt zusammen.

Universitätsklinikum Frankfurt führend im digitalen Patientenmanagement
Seitdem im Jahr 2011 noch der überwiegende Teil der Dokumentation und der ärztlichen Anordnungen auf Papier erfolgte, hat sich im Universitätsklinikum Frankfurt viel verändert. Seit 2014 wird in allen Fachabteilungen für die ärztliche und pflegerische Dokumentation eine digitale Fieberkurve eingesetzt. Ebenso werden alle Prozesse des Patientenmanagements, von der Aufnahmeentscheidung und -planung über das Belegungsmanagement, die stationären Anordnungs- und Dokumentationsprozesse bis hin zur Entlassungskoordination, durch digitale Formulare gesteuert. Das Universitätsklinikum Frankfurt gehört damit zu einem der führenden Krankenhäuser was die Digitalisierung des klinischen Prozessmanagements anbelangt. „Es geht darum, zunächst in einer Abteilung, in einem Bereich einer Klinik den konkreten Vorteil herauszuarbeiten. Je überzeugender dieser dargestellt werden kann, desto leichter und schneller geht die Entwicklung dann im gesamten Krankenhaus voran“, verrät Prof. Stefan Zeuzem, Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt, einen Erfolgsfaktor. Zum Vergleich: In über 80 Prozent der deutschen Kliniken wird noch nicht vollständig elektronisch angeordnet.

Der Wissenschaftsverlag Elsevier unterstützt mit Anordnungssets die Umsetzung von Leitlinien
„Die Voraussetzungen in Frankfurt, bezogen auf die IT-Struktur, aber auch auf die zugrunde liegende Einstellung der Klinikleitung, waren für unser Pilotprojekt zum Elektronischen Anordnen mit Anordnungssets ideal“, so Laura Zwack, Product Director des Geschäftsbereichs Clinical Solutions des Wissenschaftsverlags Elsevier. Der Verlag hat in den USA eine Plattform für Anordnungssets entwickelt, welche 160 leitlinien- und evidenzbasierte Anordnungssets umfasst. Anordnungssets sind vorgefertigte Auswahllisten von Anordnungen für eine spezifische Diagnose oder Prozedur. In das jeweilige Klinikinformationssystem integriert, schlagen diese auf Basis der Diagnose eines Patienten eine leitlinienbasierte Behandlungsstrategie vor. Mit Hilfe von Anordnungssets wird der Prozess des Anordnens beschleunigt und stärker an die Leitlinien angelehnt.

Im Rahmen der Entscheiderfabrik – einer Initiative des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands – wurde das Thema Anordnungssets zu einem der fünf IT-Schlüsselthemen in der deutschen Gesundheitswirtschaft in 2015 gewählt. Das Universitätsklinikum Frankfurt und das LVR-Klinikum Langenfeld pilotieren nun den Einsatz von Anordnungssets im Klinikinformationssystem. In Frankfurt sollen so die Mitarbeiterzufriedenheit mit dem Prozess des elektronischen Anordnens gesteigert, die benötigte Zeit für das Anordnen verringert und damit mehr Zeit für den Patientenkontakt geschaffen werden. Zugleich wird das Ziel verfolgt, die Umsetzung aktueller Leitlinien und medizinischer Evidenz am Universitätsklinikum noch weiter zu verbessern.

Workshop diskutiert neuste Entwicklungen der Gesundheits-IT
Die Weiterentwicklung von IT-Prozessen muss in Kliniken immer sorgfältig abgewogen werden. Auf einem Workshop im Dezember 2015 haben das Universitätsklinikum Frankfurt und Elsevier, gemeinsam mit weiteren Referenten und Teilnehmern anderer Kliniken Chancen und Risiken digitaler Entscheidungsunterstützung diskutiert.

Insbesondere eine Herausforderung bei der Nutzung von Systemen zur digitalen Entscheidungsunterstützung wurde in der Diskussion besonders hervorgehoben. „Wir müssen aufpassen, dass nicht der einzelne Standard abgearbeitet wird, ohne kritisch zu hinterfragen, ob dieser überhaupt der richtige für meinen Patienten ist und ob die einzelnen Vorgaben auch für meinen Patienten passend sind“, merkt Dr. Michael von Wagner, Ärztlicher Leiter Zentrales Patientenmanagement und Oberarzt der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt, an. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass eine kritische fachliche Einschätzung des Falles nicht durch IT-Systeme ersetzt werden kann. Demgegenüber wurden die Chancen z. B. auf ein verringertes Risiko der Fehlmedikation durch den Einsatz intelligenter Systeme zur automatischen Überprüfung der relevanten Arzneimittelinteraktionen angeführt. Nicht zuletzt wurde in digitalen Systemen zur Entscheidungsunterstützung die Chance gesehen, die stetig wachsende Anzahl der medizinischen Publikationen und Forschungsergebnisse in die klinische Praxis zu transferieren. Dass die Digitalisierung auch in Krankenhäusern immer weiter geht, stand nicht zur Diskussion. Kliniken müssen also aktiv werden, um diese Entwicklung selbst zu gestalten. „Die Zusammensetzung der Teilnehmer des Workshops hat gezeigt, dass die Weiterentwicklung der Digitalisierung alle Akteure in einem Krankenhaus betrifft. Dies ist Chance und Herausforderung zugleich“, so Dr. von Wagner vom Universitätsklinikum in Frankfurt.

Über Elsevier:
Elsevier ist ein weltweit führender Anbieter von Informationslösungen für Fachleute und Experten aus Wissenschaft, Gesundheitswesen und Technologie und gibt seinen Kunden damit hochkarätige Werkzeuge an die Hand, um Wissenschaft und Forschung weiter voranzubringen, Effizienz und Leistung in ihrem Arbeitsumfeld zu steigern und damit die Patientenversorgung zu optimieren. Elsevier bietet webbasierte, digitale Lösungen – u.a. ScienceDirect, Scopus, Elsevier Research Intelligence und ClinicalKey – und veröffentlicht rund 2.200 Fachzeitschriften, wie The Lancet und Cell, und über 25.000 Buchtitel, darunter eine Reihe von wissenschaftlichen Referenzwerken. Elsevier hat seinen Hauptsitz im niederländischen Amsterdam und ist Teil der RELX Group PLC.

Über das Universitätsklinikum Frankfurt
Das Universitätsklinikum Frankfurt, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 32 medizinischen Kliniken/Instituten. Der enge Bezug zur Wissenschaft – Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 20 Forschungsinstitute – sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. 1.496 Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 49.000 stationäre und 223.000 ambulante Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. 4.590 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten. Weitere Informationen über das Universitätsklinikum Frankfurt finden Sie unter www.kgu.de

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