EU-Regierungschefs bremsen weitere Dekarbonisierung des Verkehrssektors aus

UFOP: Nachhaltigkeitszertifizierung ein Auslaufmodell?

Ohne eine Fortschreibung der für alle Mitgliedstaaten verbindlichen Ziele der Treibhausgasminderung im Verkehrssektor befürchtet die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) den Ausstieg aus der bisher verfolgten Dekarbonisierungsstrategie im Verkehrssektor, das heißt den Ersatz fossiler Kraftstoffe durch Biokraftstoffe. Die UFOP sieht angesichts der Beschlüsse des EU-Rates die Fortsetzung der Biokraftstoffstrategie als das bis heute wichtigste Element der Treibhausgasminderung über die Kraftstoffnutzung gefährdet. Die Beschlusslage stelle die Perspektive der europäischen Biokraftstoffindustrie nach 2020 in Frage, befürchtet der Verband.

Die Staats- und Regierungschefs der EU haben die EU-Kommission mit ihrem heutigen Beschluss aufgefordert, Instrumente und Maßnahmen für ein technologieneutrales Konzept zur Förderung der Emissionsminderung und der Energieeffizienz im Verkehrsbereich nach 2020 weiter zu entwickeln. Die UFOP stellt besorgt fest, dass die bestehenden Erfolge der Biokraftstoffe damit nicht anerkannt werden. Der Verband befürchtet eine Verschiebung der Prioritäten im Bereich der Forschung und Entwicklung, ohne dass im Zeitraum 2020 bis 2030 ein für den Klimaschutz spürbarer Entlastungsbeitrag geleistet wird. Die UFOP erinnert daran, dass Biokraftstoffe bereits mit der Umsetzung der Erneuerbare Energien-Richtlinie bestimmte Treibhausgasminderungs- und Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen müssen. Für die betroffenen Wirtschaftskreise in der Europäischen Union, aber auch in Drittstaaten haben diese Auswirkungen im Rohstoffanbau sowie bei Transport und Verarbeitung. Zu diesem Zweck hat die EU-Kommission inzwischen 17 Zertifizierungssysteme zugelassen. Unter der aktuellen Beschlusslage des Rates, so die Befürchtung der UFOP, steht die Nachhaltigkeitszertifizierung vor dem Aus.

Erforderlich wäre vielmehr eine strategische Ausrichtung auf Basis der am Markt eingeführten Biokraftstoffe mit einer schrittweisen und technologieoffenen Erweiterung des Anteils erneuerbarer Energien aus vielfältigen Biomassequellen, aber auch aus nicht Biomasse basierten Quellen. Dieser konkrete Beschluss fehle leider, kritisiert die UFOP. Die Politik habe zu hohe Erwartungen an den technischen Fortschritt. Diese sollten sich an den Erfahrungen der Vergangenheit messen und nicht an den Versprechungen der Zukunft. Tatsache ist, dass neue Technologien in der Regel mit höheren Kosten verbunden sind und dadurch Akzeptanzschwierigkeiten bei einem großen Teil der Verbraucher zu erwarten sind.

Die ebenso beschlossene Ermächtigung der Mitgliedstaaten, den Verkehrssektor in das Emissionshandelssystem einzubeziehen, wird vermutlich zu einer Zersplitterung des europäischen Ansatzes für eine Dekarbonisierungsstrategie führen. Demgegenüber wird heute mit der Förderung von Biokraftstoffen und anderer erneuerbarer Energiequellen ein konkreter und wirksamer Beitrag zur Diversifizierung auf Basis erneuerbarer und zur Reduzierung fossiler Ressourcen geleistet. Die Beschlusslage bedeutet jedoch für die betroffenen Wirtschaftskreise ein Warnsignal, sich mit der Technologieentwicklung und Neuinvestitionen für die Erschließung neuer Biomasseressourcen weiter zu befassen.

Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) vertritt die politischen Interessen der an der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung heimischer Öl- und Eiweißpflanzen beteiligten Unternehmen, Verbände und Institutionen in nationalen und internationalen Gremien. Die UFOP fördert Untersuchungen zur Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion und zur Entwicklung neuer Verwertungsmöglichkeiten in den Bereichen Food, Non-Food und Feed. Die Öffentlichkeitsarbeit der UFOP dient der Förderung des Absatzes der Endprodukte heimischer Öl- und Eiweißpflanzen.

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