An den Krisenarten und ihren Symptomen erkennen Gläubiger bei betroffenen Unternehmen, dass sie sofort reagieren müssen.
Drohende Zahlungsausfälle sind ein wichtiges Thema, das in den kommenden Jahren immer größere Bedeutung gewinnen wird. Erstaunlich viele Unternehmen haben die Ernsthaftigkeit der bevorstehenden Situation noch nicht erkannt und befinden sich weiterhin im „Schönwettermodus“. Wer vermeiden möchte, sich in den rauchenden Trümmern eines insolventen Unternehmens wiederzufinden, sollte sich als Unternehmer dringend und umgehend auf die bevorstehenden Turbulenzen vorbereiten.
Aber wie lassen sich drohende Zahlungsausfälle in der Praxis erkennen? Der Verfall der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens lässt sich nach betriebswirtschaftlichen Methoden präzise definieren. Dabei sind die IDW S 6-Standards des Instituts der Wirtschaftsprüfer anzuwenden.
Die internen Krisenursachen bei Schuldnern und deren Symptome sind wichtige Signale für Gläubiger, um proaktiv die fälligen Forderungen zu retten. Auch wenn der Gesetzgeber und betroffene Schuldner immer wieder versuchen, die Gläubiger in deren Probleme einzubeziehen, ist es nicht die Aufgabe der Gläubiger, die Versäumnisse ihrer Schuldner zu korrigieren. Daher ist die Auseinandersetzung mit den Krisenursachen auf Seiten der Schuldner an dieser Stelle nicht zielführend. Salopp gesagt: Der Gläubiger sollte sich diesen Schuh nicht anziehen, da er nicht für die Misere seiner Schuldner verantwortlich ist. Für den Gläubiger sind die Krisenursachen im Hinblick auf seine Kreditentscheidung weniger relevant; von Bedeutung sind vielmehr die Indikatoren, die sich daraus ableiten lassen. Nach aktueller Betriebswirtschaftslehre in Bezug auf das Forderungsmanagement unterscheidet man zwischen elf Krisenursachen und deren Symptomen.
Erstens: Krisen, die in der Unternehmensführung begründet liegen.
Typische Krisensymptome sind:
Streitigkeiten auf der Gesellschafterebene
Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Unternehmens, die zu offenen und verdeckten Konflikten führen
Unklare Unternehmens- und Personalführung.
Zweitens: Krisen, die sich in der Organisation begründen.
Hierbei sind die Krisensymptome:
Kommunikations- und Transparenzdefizite
Zunehmende Arbeitsbelastung in der Verwaltung und im Management
Zeitverzögerungen aufgrund steigenden Organisations- und Verwaltungsaufwands
Drittens: Krisen in Planung und Controlling.
Die Krisensymptome sind:
Verzögerte Bereitstellung von Daten für die Kostenrechnung und Soll/Ist-Vergleiche
Fehlende nachvollziehbare Kostenkalkulationen für Produkt- oder Dienstleistungsvarianten
Versorgungsprobleme aufgrund mangelnder Bestandsführung.
Viertens: Krisen im Absatz.
Die Symptome umfassen:
Rückgang der Auftragseingänge und Verlust von Marktanteilen
Kunden sichern sich durch neue Geschäftsbeziehungen ab
Kunden fordern größere Preiszugeständnisse, da sie den Eindruck haben, der Lieferant sei schwach und nachgiebig
Zunahme von Rückrufaktionen und Reklamationen
Ausbleiben von Auftragseingängen, später die Verlagerung bereits platzierter Aufträge zu anderen Lieferanten
Rückläufige Angebotsanfragen.
Fünftens: Krisen im Einkauf.
Die Krisensymptome sind:
Lieferanten liefern nur noch zögerlich oder gegen Vorkasse
Mahnungen häufen sich, es wird allgemein schneller gemahnt
Zahlungsziele werden reduziert, die Kreditlinien der Lieferanten gekürzt
Die Warenkreditversicherer kündigen oder reduzieren ihre Kreditlimits.
Sechstens: Krisen im Produktionsbereich.
Die Krisensymptome sind:
Unterauslastung der Maschinen und Anlagen
Steigende Lagerbestände
Auftreten von Lieferschwierigkeiten
Nichteinhaltung von Qualitätsstandards und Lieferterminen.
Siebtens: Krisen im Personalbereich.
Die Krisensymptome umfassen:
Gute, qualifizierte Mitarbeiter kündigen; die Fluktuationsrate steigt
Zunahme der Fehlzeiten (zum Beispiel durch Krankmeldungen)
Hohe zeitliche und mentale Belastung des Managements
Personalüberhänge, meist jedoch nur im produktiven Bereich
Gute Bewerber springen ab oder können nur mit überhöhten Gehaltszusagen gewonnen werden.
Achtens: Krisen im Investitionsbereich.
Krisensymptome sind:
Durchführung unwirtschaftlicher Investitionen
Investitionen sind nicht fristenkongruent finanziert
Investitionsstau, der zu einer steigenden Störanfälligkeit der Prozesskette führt.
Neuntens: Krisen in Forschung und Entwicklung
Die Krisensymptome sind:
Fehlende oder unzureichende Innovationskraft
Produkte und Dienstleistungen, die nicht den Kundenbedürfnissen entsprechen
Sinkende Wettbewerbsfähigkeit aufgrund veralteter Produkte.
Zehntens: Krisen in der Finanzierung
Die Krisensymptome sind:
Banken verlangen dingliche oder persönliche Sicherheiten
Wechsel der Bankbetreuer (Betreuung erfolgt durch das Spezialkreditorenmanagement oder die „Intensive Care“-Abteilung)
Kreditlinien werden eingefroren, gekürzt oder fällig gestellt.
Elftens: Krisen im Zahlungsverhalten
Die Krisensymptome sind:
Schleppendes Zahlungsverhalten; Zahlungsziele werden regelmäßig überschritten
Zahlungsverzögerungen durch Anfechtung der Rechtmäßigkeit von Forderungen aufgrund angeblicher Reklamationen oder vermeintlicher Formfehler bei der Rechnungsstellung.
Wenn Gläubiger mehrere dieser Krisensymptome bei ihren Schuldnern feststellen, ist es an der Zeit, zusätzliche Sicherheiten zu verlangen. Oder es ist sinnvoll, eine Geschäftsbeziehung zu beenden. Es gilt die bewährte kaufmännische Erkenntnis, dass die besten Geschäfte manchmal diejenigen sind, die man nicht macht. Die Deutsche Pfandverwertung berät Gläubiger aufgrund jahrelanger Expertise mit Hinweisen aus der Praxis unterstützt sie bei der zeitnahen Durchsetzung ihrer fälligen Forderungen durch öffentliche Versteigerungen auf Grundlage vertraglicher oder gesetzlicher Pfandrechte.
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