Jubiläumsfestival um Theater aus Kaukasien und Schwarzmeerstaaten erweitert …
Zum ersten Mal stellte sich das Internationale Theaterfestival 2009 in der georgischen Hauptstadt Tiflis mit einem eigenen Theatermarkt vor. Dieser sollte in thematischer, stilistischer und kultureller Vielfalt eine georgische Antwort auf Normen und Standards des internationalen Theaterkommerz liefern. Den Gästen aus zumeist europäischen Ländern wollte man damit einen Überblick über das gesamte Theaterschaffen Georgiens vermitteln. In vier Tagen öffneten die Veranstalter einen Fächer kreativ klassischer, experimenteller, altüberlieferter oder extravaganter Theater-Beispiele aus Provinz und Hauptstadt, den sie zur Diskussion stellten. Dafür zeichnet seit fünf Jahren ein Team des Marjanishvili Theaters aus Tiflis um Managerin Ekaterina Mazmishvili als Festivaldirektorin verantwortlich: bescheiden, aber mit ungeheuer starkem Willen, georgisches Theater zu promoten und in das internationale Kultur-Netzwerk einzuflechten. In jedem der folgenden Jahre gelang dem Team ein Schritt weiter im Fortkommen, eine Plattform internationalen Austauschs für seine Theater, Regisseure und Schauspieler zu erstellen. Irgendwann sollten auch die Gäste die Möglichkeit sehen auf dem georgischen Theatermarkt Neues zu entdecken, um es in zukünftige Pläne ihrer Programmgestaltung einzubauen.
Letztlich zielt das Festival auf eine Win-win-Situation für beide Seiten hin. Darauf wird größtes Augenmerk gelegt und es durften bereits etliche Erfolge im Rahmen des 5jährigen Jubiläums verzeichnet werden. Für einige georgischer Gruppen und Künstler gibt es Verbindungen seit Bestehen, Koproduktionen sind hier und da bereits geschaffen; mit dem Austausch geht es langsamer voran:
Ein Team aus Batumi wurde mit dem Stück eines rumänischen Autors aus Paris, das in Deutschland uraufgeführt wurde, in die Republik Moldau eingeladen. Die Iranerin Diana Tathi führte Regie beim Tiflis Ilia State University Theatre.
„Über Grenzen sprechen“, ein Theater- und Literaturprojekt unter Leitung von Dr. Christian Papke (aus Österreich, jetzt Nürnberg), das östliche AutorInnen einlädt, sich vornehmlich mit dem „Lebensgefühl in Zeiten politischen Wandels“ auseinanderzusetzen, lobte die drei besten Theaterstücke aus Georgien aus. Der erste Preis, gestiftet durch das österreichische Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und das Georgische Kulturministerium in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Nürnberg, dem Gerhard-Hauptmann Theater, dem Jokoi-Theater, der Tumanishvili Foundation und dem International Tbilisi Festival, ging an den georgischen Regisseur und Schreiber Data Tavadze für sein Stück „Kriegsmutter“. Der Gewinner inszenierte Ferdinand Bruckners „Die Krankheit der Jugend“ als Showcase Premiere 2014 im eigenen Royal District Projekttheater in Tiflis.
Den allgemeinen Publikumszuspruch erhielt verdientermaßen das „Haustheater“ des Festival, das Kote Marjanishvili State Drama Theatre. Daher entstammt das Festival, sein künstlerischer Direktor Levan Tsuladze verwandelte das Haus mit drei Spielstätten in den eigentlichen Kulturraum der Hauptstadt. Seine Inszenierung von Gogols „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ in Koproduktion mit der Emilia Romagna Teatro Fondatione (Modena) verführte das georgische Publikum mit italienischem Theateresprit auf einer Studiobühne, die äußerst geschickt mit Licht, Technik und Sound Tiefe und Geschwindigkeit vorgaukelte.
In dieser Festivalausgabe wurde das Vorstellungsprogramm um Kaukasien und Schwarzmeer-Anrainerländer erweitert. Darunter präsentierten sich das Nationaltheater aus Baku und das Staatstheater für die junge Generation, Aserbaidschan, Teatr.doc und St. Petersburg Masterskaya Theater aus Russland, Tiyartro (Türkei), das erste bilinguale Theater (türkisch und kurdisch) aus Istanbul, sowie das Eriwan Jugendtheater aus Armenien. Ein wichtiges Unterfangen, das sicher in den kommenden Jahren erste Früchte tragen wird, betrachtet man die internationale Gästeliste aus u.a. Finnland, Litauen, Schweden, England, Schottland, Frankreich, Deutschland, Polen, Italien, Schweiz, Spanien, Griechenland, Rumänien, Moldau und China.
Festivalauszüge 2014
Drei festen Säulen machen das Ballet in Georgien aus. Das steht an erster Stelle das klassisch orientierte Opera and Ballett Theatre, das in diesem Jahr mit Balanchine und Kylian seinen internationalen Ruf unter Beweis stellte. Das Georgische Nationalballet „Sukhishvili“ repräsentiert bereits auf mehr als 300 Tourneen in über 30 Ländern mit ungefähr 20.000 Vorstellungen und 50 Millionen Zuschauern eine faszinierende Show aus modernem Tanz, basierend auf georgischem Folk, woher auch die Live-Music entstammt, die mit Ethno-Jazz und Rockelementen dem Tanz ebenbürtig zu einer fantastischen Licht- und Ton-Show agiert und jeden Zuschauer vom Sitz reißt. Der dritte Aspekt ruht auf den Schultern der jungen Mariam Aleksidze. Sie hütet das Vermächtnis ihres Vaters und seiner bekannten Choreographien, georgisch literarischer Denke und musikalischer Folklore verhaftet, in einer Stiftung zur Entwicklung zeitgenössischer Choreographie des Landes. Hier bedarf es der Unterstützung aus dem Ausland, die talentierte Mariam, selber auch Tänzerin, mit Einladungen und Austauschprogrammen in ihren Bemühungen zu unterstützen, um eine Öffnung ihrer Arbeit um den georgisch zeitgenössischen Tanz in einen internationalen Raum zu ermöglichen.
Mit „Gravity“ des Modern Choreography Theatre und „Intro“ des Kakha Bakuradze Movment Theatre zündetet das Festival ein farbenfrohes Feuerwerk aus Jugend- und Streetdance zum einen und Theater, zirzensischem Drama, Akrobatik und visuellem Spektakel zum anderen.
„Das Bildnis des Dorian Gray“ eröffnete die Festival-Vorstellungen des Vaso Abashidze Musik und Drama Theaters, „Die Geister“ von Ibsen folgten als Beweis des zeitgenössisches Konzepts von georgischem Theater. Gorkis „Nachtasyl“-Premiere wurde mit Spannung erwartet: „Gewalttätigkeit, Alkoholismus und Streiterei zeichnet das Zusammenleben aus“, ein immer aktuelles Thema, dem „Star-Regisseur“ David Doiashvili das gab, was Theater heute an Möglichkeiten zu bieten hat. Der Regisseur in den besten Jahren ( Premiere und Geburtstag folgten aufeinander) übernahm 2004 das heruntergekommene Haus und brachte es innerhalb kürzester Zeit zu Ansehen und Erfolg in Edinburgh, Jerusalem und München. 2010 erhielt er in Rijeka alleine neun Auszeichnungen und diverse Nominierungen für seine Macbeth-Inszenierung. An diesem Beispiel wird deutlich, wie Tiflis Theater Showcase und Festival mit Wirkung und Erfolg Land und Theater repräsentieren.
Zweimal war George Orwells „Animal Farm“ im Programm vertreten: Das Tumanishvili Film Actor’s Studio Theatre lieferte die georgische Premiere, der in Edinburgh 2013 eine viel beachtete Weltpremiere von 25 Darstellern mit wuchtiger Kraft und Körperlichkeit voranging. Auch hier führte die englisch-georgische Zusammenarbeit von Regisseur und Olivier Award Gewinner Guy Masterson mit dem künstlerischen Leiter des Theaters, Keti Dolidze, zum Erfolg.
Das Iron Theatre hatte sich ebenfalls des Themas angenommen und brachte mit „Farm“ erwartungsgemäß eine ganz eigene Interpretation. Wie schon zuvor in „Another Opera“ die Story der Brecht/Weill „Dreigroschenoper“ um einen einzigen, immer wiederkehrenden Song von Regisseur David Andguladze zusammengefügt worden war, brillierten auch dieses Mal wieder die sechs Ensemble-Mitglieder in der hervorragenden Interpretation der unterschiedlichen tierischen Protagonisten. Lediglich ein Rabe und Old Major, der weise, alte Eber, treten als Puppen in Erscheinung. Die Story spielt kurz vor und nach der Revolution der Tiere. Andguladze hat sich 70 Jahre nach Entstehung ein anderes Ende ausgedacht. Die Menschheit (egale Handpuppen) schnattert, singt und agiert unbeeindruckt vom ständig wachsenden Freiheitsstaat der Tiere, solange bis dass Kriegsbomber heran dröhnen. Sie werfen ihre tödliche Fracht über den Menschen ab. Nach diesem Angriff auf die Despoten ist die Menschheit ausgelöscht; die Tiere haben ihre Revolution zum glücklichen Ende gebracht. Es bleibt jedoch offen, wen die Tiere in dieser Fassung symbolisieren. 75 unterhaltsame, spannende, amüsierliche Minuten in Mitten der neu eröffneten „Arche Noah“, ein zeitgenössisches Alternativum aus Stahl, Beton und Holz, das Interaktion und ein ganz nahes, intensives Erleben ermöglicht. Regisseur, Darsteller und Theater sind ein Novum für Georgien, mit dem sich Kritiker und Theaterkollegen noch auseinander setzen müssen. Das Publikum ist da schon etwas weiter.
Das Ilia University Theatre, seit 2010 ein Platz für den Nachwuchs, Kunst und Kultur zu erleben, zeigte Anouilhs „Antigone“, Vebers „Dinner für Spinner“, bei dem sich Schlag auf Schlag die Pointen einer geistreichen Komödie aneinanderreihen, in der ein argloser Tollpatsch einen Snob das Fürchten lehrt. Ohne staatliche Leitung und festes Ensemble entstand in diesem Haus ein Platz für geistreiches Theaterexperiment. Hier könnte sich in Zukunft Einiges abspielen, das aufhören lässt.
Puppen, Geist und Poesie im Gabriadze Theater im Herzen der Altstadt von Tiflis, Puppentheater vom Feinsten, das mit „Ramona“, der Liebe zweier alter Eisenbahnlocks und „Stalingrad“ die internationalen Gäste restlos verzauberte. Künstler, Schriftsteller und Theaterleiter Rezo Gabriadze ist gern gesehener Gast mit seiner Crew und den Puppen in New York, Washington, Toronto, London, Paris und Moskau.
„Police“ des polnischen Autors S. Mrojek, in abgewandelter Regie des Polen Dariusz Jezierski, führte dem Publikum die Absurdität einer Diktatur vor Augen und ließ ausgangs die Besucher über den Ermordeten stolpern. Macbeth und Hamlet durften nicht fehlen. Und anschließend gab das Rustavelli Theater mit „Asulni“, eine Groteske um versklavte Frauen, die den Messias erwarten und falschen Göttern auf den Leim gehen. Niemand schert sich um die Frauen in dieser Inszenierung aus Bewegung, Drama und Sound von Altmeister Robert Sturua, zu der Mariam Aleksidze eine adäquate Choreographie beisteuerte. Hier ist georgisches Theaterschaffen tief in georgischem Denken verhaftet. „Man muss nicht immer alles verstehen“, so ein ausländischer Gast, „es genügt staunend zuzusehen“.
Schwarzmeergäste im Showcase 2014
Teatr.doc aus Russland produziert Dokumentar-Stücke und Dramen, einzuordnen zwischen Kunst und aktueller Sozioanalyse. So waren die „150 Gründe, das Mutterland nicht zu verteidigen“ von E. Gremina jedoch im Konstantinopel von 1453 angesiedelt. Fragen zum Mehmed Fatih beantwortete bereits der türkische, martialische Kino-Film. Antworten auf Fragen zur aktuellen Situation in Russland konnten die Zuschauer nicht zu finden. Beim St. Petersburger Masterskaya Theater war die Antwort der beiden Darsteller, die sich mit Alkohol zuschütten, offensichtlich. Aus Aserbaidschan brachte das Theater für junge Leute Noréns trostloses Heimkehrerstück. „Krieg“ lebt von den – häufig drastischen – Dialogen der beteiligten Personen. Auswege aus der Misere sehen die Akteure in einem Land ihrer Träume. Das Staatliche Nationaltheater aus Baku brachte mit einem „Göttlichen Stück“ die Welt alter und unsterblicher Götter auf die Bretter.
BO Stage Theatre aus der türkischen Metropole Istanbul servierte „Adolf“, ein Monodrama des britischen Schauspielers und Schriftstellers Pip Utton, die Verurteilung von Hitlers Rassismus. Dem Publikum führte es die Scheuklappen heutigen Fanatismus vor. Ebenfalls aus Istanbul, jedoch mit völlig anderem Tenor, brachte das Tiyartro einen Abgesang auf den Menschen als Maß aller Dinge, was in kurdischer Sprache eine ganz neue Dimension entwickelte. Das Eriwan Jugendtheater, auch in Deutschland kein Unbekannter mehr, tourt zumeist im Osten Europas. Mit Virus von S. Kovachevich hat sich die Bühne einem ungemein wichtigen Stück um das Thema Aids angenommen, wobei hier die Gleichgültigkeit schlimmer, ja gefährlicher und tragischer für die Gesellschaft ist als der tückische Virus.
Mit sieben Showcase Tagen gelang dem Festival Management ein Blick von Georgien aus in die Nachbarländer. Diese Festivalausgabe hat ganz sicher für die ausländischen Besucher dazu beigetragen, sich ein Bild weniger bekannter Theaterlandschaften zu machen. Diese können jedoch nur Momentaufnahme sein, die es gilt in neuen Kontakten und mit Besuchen zu vertiefen, so wie es 2009 auch in Tiflis begonnen hat. (von Dieter Topp)
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