Das EU-Forschungsprojekt GRACE lädt Fachexperten, Stakeholder und die interessierte Öffentlichkeit ein, die Ergebnisse seiner jüngst veröffentlichten 90-tägigen Fütterungsstudie mit MON810-Mais auf wissenschaftlicher Grundlage zu diskutieren. Kommentare können in Form eines „Letters to the Editor“ beim Journal Archives of Toxicology eingereicht werden. Die ersten Beiträge, darunter eine Stellungnahme von GRACE zur jüngsten Kritik an den Studienergebnissen durch die Organisation Testbiotech e.V., werden im Januar 2015 veröffentlicht.
Die EU-Kommission hat das Forschungsprojekt GRACE beauftragt, verschiedene Methoden zur Überprüfung mittel- und langfristiger gesundheitlicher Auswirkungen beim Verzehr von gentechnisch veränderten (gv-) Pflanzen zu testen. Dazu zählen unter anderem 90-tägige Fütterungsstudien mit Ratten. Das Ergebnis der ersten Fütterungsstudie veröffentlichten Wissenschaftler des GRACE-Konsortiums im Oktober 2014. Danach wurden keine Hinweise auf toxikologisch relevante Effekte auf die Versuchstiere durch die Verfütterung von gentechnisch verändertem MON810-Mais gefunden. GRACE kündigte gleichzeitig ein öffentliches Forum zur wissenschaftlichen Diskussion dieser und nachfolgender Ergebnisse des Projektes an.
Im November hat Testbiotech in einem Hintergrundbericht, Pressmitteilungen und bei der Beantwortung eines offenen Briefes des GRACE-Konsortiums öffentlich Kritik an der Studie geübt. Dem Forschungsprojekt wurde unter anderem vorgeworfen, die falschen Schlussfolgerungen aus den Versuchsdaten gezogen und die Ergebnisse „manipuliert“ zu haben. Die Studie solle daher zurückgezogen werden.
Dazu hat der Koordinator von GRACE, Prof. Joachim Schiemann, in einem offenen Brief an Dr. Christoph Then (Testbiotech) Stellung bezogen. Er weist den Vorwurf der „Manipulation“ deutlich zurück und geht auf die toxikologischen Kritikpunkte im Detail ein. Schiemann betonte, dass es das vorrangige Ziel des GRACE-Forschungsprojektes sei, den wissenschaftlichen Wert und Durchführungsdetails verschiedener Methoden für die Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen zu überprüfen. Weder sollten die Versuche die Sicherheit von MON810-Mais noch von gentechnisch veränderten Pflanzen im Allgemeinen unter Beweis stellen. Schon aus diesem Grund lägen keine Beweggründe für Datenmanipulation vor. Zudem habe die Studie vor ihrer Publikation einen ordentlichen „peer review“-Prozess durch externe Experten durchlaufen und werde daher nicht zurückgezogen.
Weiterhin betont Schiemann das Transparenzprinzip, dem sich das Projekt unterwirft. „Unsere Aussage, dass MON810-Mais keine nachteiligen Effekte auf die Versuchstiere ausgelöst hat, ist das Resultat von umfangreichen Diskussionen innerhalb der Wissenschaftler des GRACE-Konsortiums. Andere Experten könnten andere Schlussfolgerungen ziehen.“ Daher habe GRACE von Projektbeginn an sichergestellt, dass Methoden und Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit (einschließlich aller Rohdaten aus den Versuchen) von externen Fachleuten und anderen Interessierten unabhängig bewertet werden können. Bisher hat GRACE mehr als 700 Stakeholder eingeladen, im Rahmen verschiedener Konsultationsrunden daran teilzunehmen. Welche Organisationen sich an den Diskussionen beteiligt haben, welche Argumente eingebracht wurden und wie das Projektteam darauf reagiert hat, ist bzw. wird detailliert dokumentiert und auf der Webseite des Projekts veröffentlicht.
Anlässlich des jetzt eröffneten Forums beim Fachmagazin Archives of Toxicology lädt Schiemann Testbiotech und alle anderen Interessierten ein, sich an einer transparenten und wissenschaftlichen Diskussion zu beteiligen. „Verschiedene Interpretationen der vorliegenden Versuchsdaten können so im Detail dargestellt und offen erörtert werden“, so Schiemann. Kommentare zur Fütterungsstudie (bis zu 2000 Wörtern, maximal 10 Referenzen) können an den Cheflektor des Fachjournals Archive of Toxicology (Prof. Dr. Jan G. Hengstler,
ar*****@if***.de
) eingereicht werden. Hintergrundinformationen zur Fütterungsstudie und zur Kritik von Testbiotech sind auf der Projektwebseite von GRACE abrufbar.
Das EU-Forschungsprojekt GRACE testet Methoden zur Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen. Dazu zählen Fütterungsstudien sowie in-vitro-Methoden. Das Projekt ist Teil des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU-Kommission und läuft von Juli 2012 bis November 2015. Im Projekt arbeiten 18 Forschungsinstitutionen aus 13 Ländern zusammen.
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