Jenny Schon und das Recht auf Geschichte

Roman „An den Marken der Zeit“ bringt die Historie Mitteleuropas zum Atmen

Jenny Schon und das Recht auf Geschichte

Aleida Assmann hat das Vorwort zu diesem wichtigen Roman verfasst (Bildquelle: Copyright by Wiener Verlag)

Wien, am 16.7.2024 „Jeder hat seine Geschichte und jeder hat ein Recht auf seine Geschichte…“ erklärt Jenny Schon in ihrer Autofiktion „An den Marken der Zeit“, die sowohl die Zeit des Zweiten Weltkriegs als auch seine Nachwehen und schließlich die daraus hervorgegangene Aufbruchsstimmung mit all ihren Bruchstellen bis in die Gegenwart beschreibt. Nicht nur von „Verlust und Entbehrung, sondern auch von der Entdeckung und dem Aufbau einer neuen Welt“ ist die Rede in diesem Roman, der – Generationen und Nationen umspannend – verschiedenste Zeit-Schichten der Familiengeschichte zum Vorschein bringt, wie die deutsche Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Aleida Assmann im Vorwort schreibt.
Das Recht auf die Geschichte der Kinder der Nachkriegsgeneration mit all ihren Geheimnissen, Traumata und aus Trümmern erschaffenen Errungenschaften, die sich immer wieder Transformationen unterziehen müssen, haben auch wir. Jenny Schon verhilft uns zu diesem Recht, indem sie uns in ihrem Roman zu bedeutsamen „Marken“ führt:
Die Protagonistin des Romans ist während des 2. Weltkrieges in Böhmen geboren und wächst in einer deutschsprachigen Familie auf. Ihr rheinischer Vater war dort bei der Luftwaffe. Nach Kriegsende wird die Familie vertrieben. An der Grenze zu Sachsen wird die Mutter von einem tschechischen Milizionär vergewaltigt, wird schwanger. Sie lässt das Kind in Sachsen zurück. Als sie endlich bei der Familie des Vaters im zerbombten Rheinland ankommt, wächst die Tochter mit einer zerbrochenen Welt im Rücken auf. Sie wird die Generation der Halbstarken und Achtundsechziger (mit)erleben und sich zusehends emanzipieren.
Wie sehr Geschichte in die Gegenwart wirkt und sich immer aufs Neue in abgewandelter Form wiederholt, wird gerade zurzeit ersichtlich. Viele Entwicklungen lassen sich aus der im Roman beschriebenen Vergangenheit heraus besser verstehen, da hier dank der großen Bandbreite der handelnden Personen auf unterschiedliche Aspekte – auf Ost ebenso wie West; auf den Krieg und den Wiederaufbau; das geteilte und das vereinte Deutschland – eingegangen wird.
„Der Roman orientiert sich an den „Marken der Zeit“, Markierungen und Schwellen, die im Leben lesbar bleiben, aber nicht gleich entziffert werden können.“ Wie Aleida Assmann Jenny Schons wichtigen Roman beschreibt.

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Über den Wiener Verlag:

Der Verlag (Vienna Academic Press – Wiener Verlag für Sozialforschung) steht seit dem Jahr 1899 für wichtige Akzente in Wissenschaft und Kultur. Im Fokus des Verlagsprogramms stehen Menschen und die Gesellschaft. Mit deren Geschichte, Gegenwart und Zukunft setzen wir uns in Form von klassischer Fachliteratur, wissenschaftlichen Publikationen und kreativ-experimentellen Werken auseinander.

Über die Autorin:

Jenny Schon ist Buch- und Kunsthändlerin. Sie studierte Sinologie, Publizistik, Kunstgeschichte und Philosophie und war Mitarbeiterin bei dem Philosophen Jacob Taubes. Jenny Schon hatte Lehraufträge in chinesischer Philosophie. Seit Ende der 1990er Jahre ist sie Stadtführerin in Berlin und freie Autorin. Neben Sachbüchern veröffentlichte sie Romane und Lyrik. Sie erhielt mehrere Preise, u.a. den Andreas-Gryphius-Preis, den Preis „Aufstieg durch Bildung“ und den Prosapreis der Landschreiber. Schon ist Mitglied im P.E.N und der GEDOK.

Vienna Academic Press/Wiener Verlag für Sozialforschung ist die Weiterentwicklung eines traditionsreichen Medienunternehmens – des Wiener Verlags – der 1899 gegründet wurde und zunächst bis 1929 bestand. Die politischen Entwicklungen führten dazu, dass es erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bestrebungen gab, den Verlag wiederzubeleben, was schließlich auch gelang. 1998 verlagerte sich der Schwerpunkt auf wissenschaftliche Werke und Sachbücher, als hundert Jahre nach der ersten Gründung des Wiener Verlags die European University Press ins Leben gerufen wurde. Aus ihr ging 2012 der neue Wiener Verlag für Sozialforschung als Imprint hervor. 2016 wurde er gemeinsam mit der international ausgerichteten „Vienna Academic Press“ ausgegliedert. Seither agiert der Verlag als eigenständige Einheit und ist insbesondere auf Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften spezialisiert. Das Unternehmen genießt den Ruf, qualitativ hochwertige Bücher zu veröffentlichen, die sowohl informativ als auch ansprechend sind, und bleibt damit ein wichtiger Akteur in der österreichischen Verlagsbranche.
Menschen auf der ganzen Welt verbinden die österreichische Hauptstadt mit Musik und bildender Kunst. Wien ist aber auch eine Stadt, die bahnbrechende Theorien für die Wissenschaft geliefert hat. Die Gelehrten des „Wiener Kreises“ verliehen der Empirie die Strukturen der Logik, um die Wirklichkeit besser zu erfassen. Andere wie Sigmund Freud, Paul Lazarsfeld, Konrad Lorenz, Ludwig Wittgenstein, Martin Buber und Joseph Schumpeter trugen dazu bei, die Art und Weise, wie wir heute die Welt betrachten, zu gestalten. Um am Puls der Zeit zu bleiben und die radikalen Umbrüche im Bereich des reproduzierbaren Wissens abzufedern, stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt unserer crossmedialen Forschungsreise. Nach der Neuübernahme durch Therese Bauer im Jahr 2023 wurden neben dem klassisch-akademischen Schwerpunkt experimentellere Formen der sozialwissenschaftlichen Literatur eingeführt. Dazu gehören zum einen Anthologien zu gesellschaftlich relevanten Themen und zum anderen (zeit)geschichtliche Biografie-Arbeiten nach dem Vorbild der Geschichtswerkstätten und in Kooperation mit der Zivilgesellschaft. Wir stellen uns als Verlag künftigen Herausforderungen und schlagen bewusst eine Brücke von Wissenschaft und explizitem Wissen zu Weisheit und implizitem Wissen. Der internationale und interkulturelle Gedankenaustausch soll dabei natürlich nicht fehlen.

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