Überwindung der Armutsspirale wichtiger denn je

Kampf gegen Kinderarbeit gerät ins Stocken

Foto: stock.adobe.com / artit (No. 9247)

sup.- Es ist ein Teufelskreis: Kinderarbeit verhindert Bildung und Wege aus der Armut, was dann auch in der nächsten Generation wieder zum frühen Mitverdienen zwingt. Ein kindgerechtes Aufwachsen mit Zeit zum Spielen und zum Lernen ist in weiten Teilen der Welt immer noch ein Luxus, den sich viele Familien gar nicht leisten können. Und die internationalen Erfolge beim Kampf gegen die Kinderarbeit stehen auf unsicherem Fundament: Erstmals seit zwei Jahrzehnten hat das Gesamtausmaß von Kinderarbeit sogar wieder zugenommen. Das geht aus dem Bericht „Kinderarbeit: Globale Schätzungen 2020, Trends und der Weg in die Zukunft“ hervor, den das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) jetzt vorgelegt haben. Danach ist die Zahl der Jungen und Mädchen in Kinderarbeit weltweit in den letzten vier Jahren um 8,4 Mio. auf 160 Mio. gestiegen. Zum Vergleich: In den vorangegangenen Berichtszeiträumen dieser Bestandsaufnahme von 2000 bis 2016 war diese Zahl noch um 94 Mio. gesunken.

In dem aktuellen Bericht, einer Hochrechnung von Daten zu Kindern zwischen fünf und 17 Jahren, sind die Auswirkungen der Pandemie noch gar nicht erfasst. Befürchtet wird, dass dadurch bis Ende 2022 weitere neun Mio. Minderjährige in Kinderarbeit gedrängt werden. „Die neuen Schätzungen sind ein Weckruf“, so ILO-Generaldirektor Guy Ryder. „Wir sind an einem entscheidenden Moment und vieles hängt davon ab, wie wir handeln. Es ist Zeit für neues Engagement und Energie, um die Trendwende zu schaffen und den Kreislauf von Armut und Kinderarbeit zu durchbrechen.“

Mit rund 70 Prozent aller Betroffenen muss der größte Teil der Kinder im Agrarsektor arbeiten, also beispielsweise auf landwirtschaftlichen Plantagen in Afrika, Asien, Lateinamerika oder der Karibik. Dies legt nahe, inwieweit man auch als Verbraucher in Deutschland einen Beitrag zur Trendwende weg von der Kinderarbeit leisten kann. Der konsequente Einkauf von Schokolade und anderen Produkten aus zertifiziert nachhaltigem Kakaoanbau auf überwachten Plantagen ist bereits eine nicht zu unterschätzende Hilfsmaßnahme. Denn die Zertifizierungen, die für Deutschland von der Gemeinschaftsinitiative Forum Nachhaltiger Kakao koordiniert werden, setzen hohe Nachhaltigkeitsstandards wie die Schonung der Natur, die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie ein existenzsicherndes Einkommen der Kakaobauernfamilien voraus ( www.kakaoforum.de).

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