Weltweites Fasernetz reicht theoretisch bis zur Sonne
In der Kommunikationstechnik stehen die Weichen weiterhin auf Expansion. Die damit einhergehenden Herausforderungen und Entwicklungen standen im Fokus der internationalen Fachtagung „Kommunikationskabelnetze 2015“, zu der die Informationstechnische Gesellschaft im VDE (ITG) zahlreiche internationale Experten nach Köln eingeladen hatte.
In seinem Vorwort zur Tagung bezifferte Waldemar Stöcklein, Sprecher des ITG-Fachausschusses 5.4 (Kommunikationskabelnetze) die beeindruckenden Eckdaten der modernen Netztechnik: Danach ergeben sich für den heutigen Stand des globalen FTTH-Ausbaus (Fibre To The Home) rund 150 Mio. Faserkilometer, was der Entfernung von der Erde bis zur Sonne entspricht.
In den nächsten fünf bis zehn Jahren soll dieses Netz auf rund 1.4 Milliarden Faserkilometer anwachsen. Die Potenziale sind damit aber längst noch nicht ausgereizt: Während man in den hoch entwickelten Ländern (NAFTA, EU) durchschnittlich mit 2 km Faser pro Einwohner rechnet liegt dieser Wert in den Entwicklungsländern bei gerade mal 0.2 Faser pro Einwohner.
Das grabenlose Verlegen birgt Vorteile
Über die Bedeutung grabenloser Verlegetechniken für die Installation von Glasfaserkabeln berichtete Leopold Scheuble von der Tracto-Technik GmbH & Co. KG in Lennestadt. Gemäß der ehrgeizigen politischen Zielvorgabe soll bis 2018 in Deutschland eine flächendeckende Breitbandversorgung mit 50 Mbit/s erreicht werden. Ob diese Datenrate für die zukünftigen Anforderungen durch IoT (Internet of Things), Industrie 4.0, smarte Energienetze, E-Government, E-Health, Telearbeit oder sonstige digitale Aktivitäten der Nutzer im Endeffekt ausreicht, kann schon jetzt mit einem großen Fragezeichen versehen werden. Einen Vorteil bieten grabenlose Techniken. „Diese sind bei der Installation von Glasfaserkabeln im Backbone- und Verteilnetzbereich schon lange nicht mehr wegzudenken“, unterstrich Scheuble. Die Nutzung vorhandener unterirdischer Rohrsysteme könnte hierbei Vorteile bringen.
Smart Lighting wird Realität
Die Systeme der Gebäudetechnik entwickeln sich immer mehr in Richtung IP-Protokoll. Mit der Beleuchtung wird nun erstmals ein Bereich der Gebäudetechnik ins IP-Netz integriert, der bislang der klassischen Elektrotechnik vorbehalten war. Ermöglicht wird dieser Trend durch LEDs als Leuchtmittel, die bei Kleinspannung und mit niedrigen Stromstärken besonders wirtschaftlich betrieben werden.
Es ist zu erwarten, dass sich die Entwicklung zu dezentralen IP-Netzen in den kommenden Jahren weiter verstärken wird. Diese innovativen Systeme sorgen einerseits für größere Sicherheit und Wirtschaftlichkeit und darüber hinaus durch die Möglichkeit der individuellen Anpassungen am Arbeitsplatz für wesentlich mehr Komfort in Verbindung mit einer höheren Produktivität.
100 GBIT/s über verdrillte Doppeladern
Der aktuelle Megatrend Industrie 4.0 hat sich zum Ziel gesetzt, die deutsche Industrie für die Zukunft und die damit verbundenen Kundenanforderungen zu rüsten. Bis heute sind Übertragungsraten bis 10 Gbit/s über 100 m lange differentielle Kupferleitungen für die IT Verkabelung von Gebäuden international genormt. Durch eine Erhöhung der Datenrate über symmetrische Kupferkabel von derzeit 10 Gbit/s auf zunächst 40 Gbit/s und schließlich 100 Gbit/s handelt es sich jeweils um sehr große Technologiesprünge. Letzterer wurde unlängst im Rahmen eines BMWi-geförderten Verbundprojektes erreicht. Eine Übertragung von 100 Gbit/s über vier Paare kann dadurch erreicht werden, dass je Paar 25 Gbit/s übertragen werden. Rolf Froböse
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