Der Markt für Börsengänge (IPOs) ist im Jahr 2024 zu neuem Leben erwacht und hat den stärksten Start seit dem Boom des Jahres 2021 hingelegt. Hochkarätige Transaktionen in Verbindung mit Unternehmen wie Galderma, Douglas, Puig und CVC senden ein klares Signal in Richtung Wiederbelebung und schaffen beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Jahresverlauf.
Unsere Analyse für das erste Quartal dieses Jahres zeigt eine deutliche Erholung bei den Börsengängen in Europa. Laut Angaben von S&P Global Market Intelligence wurden alleine im ersten Quartal Mittel in Höhe von fast 5 Milliarden Euro aufgebracht. Es dominierten vor allem IPOs mit außerbörslichen Beteiligungen (Private Equity/PE), auf die drei der fünf listenstärksten IPOs entfielen. Dieser Trend und die gut gefüllte Pipeline deuten auf eine anhaltende Erholung im Laufe des Jahres hin. Während bisher der Konsum- und Luxussektor im Vordergrund standen, bleibt die Pipeline insgesamt recht vielfältig. Sehen wir uns im Folgenden an, welche Faktoren hinter dieser Erholung stehen und was im Jahr 2024 noch auf uns zukommen könnte.
Triebkräfte für den Auftrieb bei den Börsengängen in Europa
Die letzten Jahre waren von Turbulenzen geprägt, in denen die Wirtschaftskrisen im Schlepptau der Pandemie, einschließlich geopolitischer Spannungen und steigender Energiepreise, zu Inflation und synchronen Zinserhöhungen durch die Zentralbanken führten. Diese Faktoren schufen ein unsicheres Marktumfeld und vergrößerten die Kluft zwischen den Erwartungen der Anleger und der Emittenten.
Ende 2023 kehrte dann im Zuge der Stabilisierung makroökonomischer Bedingungen der Optimismus zurück. Sinkende Energiekosten, ein weltweiter Produktionsaufschwung und eine sich dem 2 %-Ziel der Europäischen Zentralbank annähernde Inflationsrate haben das Vertrauen in die Wirtschaft gestärkt. Diese Entwicklungen haben den Ausschlag für eine starke Performance der Aktienmärkte gegeben, wobei der STOXX Europe 600 Rekordhöhen erreichte. Zudem ist der Volatilitätsindex stabil geblieben, was sich positiv auf die sekundären Aktienmärkte auswirkt.
Diese positiven Veränderungen haben das Vertrauen der Anleger wiederhergestellt und den Weg für einen funktionierenden IPO-Markt geebnet. Das wiedergewonnene Vertrauen hat in Verbindung mit einem Nachholbedarf bei den Exits ein ideales Umfeld für Emittenten und Verkäufer geschaffen.
Die Rolle von Private Equity in der Dynamik des IPO-Markts
Seit dem Jahr 2021 haben makroökonomische Herausforderungen und steigende Zinsen zu einer Neugestaltung der PE-Exit-Landschaft geführt. Börsengänge waren in den Hintergrund gerückt, nachdem PE-Firmen an ihren Investitionen festhielten, um niedrigere Bewertungen zu vermeiden. Dadurch entstand ein Rückstau an reifen Investments (Anm.: reif für den Börsengang). Die Daten von PitchBook zeigen, dass das weltweit verwaltete PE-Vermögen inzwischen 5 Billionen Dollar übersteigt, was auf einen erheblichen nicht realisierten Wert hinweist.
Die jüngste Stabilisierung der Aktienmärkte hat die Tür für weitere Börsengänge auf Private-Equity-Basis geöffnet. Da der Druck zur Wertrealisierung zunimmt, erwarten wir auf dem IPO-Markt eine noch stärkere Aktivität im Bereich der PE-gestützten Assets. Der Überhang aus den PE-Börsengängen des Jahres 2021 wird vermutlich eine starke Triebfeder für weitere Eigenkapitalemissionen im Jahr 2024 sein.
Thomas Gallagher, Director of Private Equity bei Millers Capital Investment Pte Ltd., meint dazu: Das Wiedererstarken des IPO-Markts bietet PE-Firmen eine ausgezeichnete Chance, Werte in ihrem Portfolio freizusetzen, die wegen der großen Marktschwankungen gehalten worden waren.
Globale IPO-Trends und regionale Unterschiede
Die westlichen IPO-Märkte haben zwar wieder geöffnet, die IPO-Werte sanken aber im ersten Quartal 2024 gegenüber dem ersten Quartal 2023 um 6 %, was in erster Linie auf einen Rückgang von 48 % in der asiatisch-pazifischen Region zurückzuführen ist. Nichtsdestotrotz ist am indischen Aktienmarkt ein kontinuierlicher Aufwärtstrend zu beobachten. Im ersten Quartal 2024 waren IPOs mit einem Gesamtwert von 2 Milliarden Dollar zu verzeichnen. Im Nahen Osten hat sich der Schwerpunkt von der Öl- und Gasindustrie auf andere Branchen verlagert, was auf einen heranreifenden Markt mit größerer Attraktivität für internationale Anleger hindeutet.
Die Entwicklung der IPO-Märkte in Europa und den Vereinigten Staaten wird stark von den makroökonomischen Bedingungen auf globaler Ebene beeinflusst, während Regionen wie der Nahe Osten und Indien eher von lokalen Faktoren wie dem Binnenwachstum bestimmt werden.
Ausblick: Die Zukunft der IPOs im Jahr 2024 und Folgejahren
In den IPO-Märkten des Westens dominiert im Jahr 2024 bis hinein ins Jahr 2025 der Optimismus. Beflügelt wird dieser durch eine starke Pipeline, eine solide Marktperformance, eine geringere Volatilität sowie bessere Aussichten in puncto Inflation. Die erfolgreichen Börsengänge im ersten Quartal haben für eine positive Grundstimmung gesorgt, und es ist zu erwarten, dass in der zweiten Jahreshälfte Emittenten aus verschiedensten Bereichen für viel Dynamik am IPO-Markt sorgen werden.
Allerdings könnten geopolitische Unsicherheiten und anstehende Wahlen diesen Optimismus dämpfen. Bei der Strukturierung von Börsengängen ist in Zukunft mit weiteren Innovationen zu rechnen, wie etwa mit Festpreisangeboten und kleineren Streubesitzanteilen, sowie alternativen Finanzierungsmechanismen wie wandelbaren Instrumenten.
Auch der IPO-Markt in London steht an einem Wendepunkt: Wesentliche Änderungen bei den Börsenzulassungsvorschriften im Vereinigten Königreich sollen die Attraktivität entsprechend erhöhen. Angesichts des Interesses seitens in- und ausländischer Unternehmen stehen die Zeichen für Börsengänge in London günstig.
Strategische Vorbereitung: unerlässlich für den Erfolg eines Börsengangs
Für potenzielle Emittenten ist es entscheidend, bereit zu sein, wenn sich das IPO-Fenster öffnet. Das gesamte Prozedere, von der strategischen Planung über die Bereitschaftsanalyse bis hin zur Durchführung der Transaktion und Preisgestaltung, kann bis zu 24 Monate dauern. Die Unternehmen konzentrieren sich darauf, ihre Berichterstattung, Kontrollsysteme und ESG-Offenlegungen zu verbessern, um fit für einen Börsengang zu sein.
Für IPO-Anleger, die über reichlich investierbares Kapital verfügen, sind die Qualität und die Fundamentaldaten der Aktien von vorrangiger Bedeutung. Im Gegensatz zum früheren Boom, der von Technologie-Startups ohne nennenswerte Umsätze ausgelöst wurde, wird bei den aktuellen Börsengängen Wert auf eine solide Rentabilität gelegt. Die Planung von Optionalitäten, wie z. B. Dual-Track-Verfahren, kann zu Spannungen bei der Preisfindung führen und die Erwartungen mit den historischen Bewertungsniveaus in Einklang bringen.
Fazit
Dank eines starken Starts ins Jahr 2024 und einer positiven Aftermarket-Performance ist der europäische IPO-Markt ganz klar auf dem Weg der Besserung. Wir nähern uns nun der zweiten Jahreshälfte, in der sich der Markt voraussichtlich weiter erholen wird, sofern uns die günstigen Rahmenbedingungen erhalten bleiben.
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Quelle: Millers Capital
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