Kauflust und Megatrends beflügeln den europäischen Möbelabsatz
Gute Nachrichten für die Branche rund ums Wohnen kommen aus vielen Quellen. Konsumklima und Bauboom sind ebenso vielversprechend wie der Werte-Index, den der Trendforscher Peter Wippermann ermittelt. In einem Interview mit den Gottlieb Duttweiler Instituten stellt er fest, dass der „Rückzug in die eigene kleine Welt und die Sehnsucht nach Sicherheit“ kennzeichnend seien. Rückzug in die Privatheit lautet die Devise. Davon profitiert offenbar auch die Möbelbranche, denn in 2015 stieg das Marktvolumen für Möbel auf 18.779 Millionen Euro (zu Endverbraucherpreisen) an, ermittelte Marketmedia24. Das bedeutet seit 2011 eine Steigerung um 5,1 Prozent.
Individualität, Natur und eine neu aufgeladene Nachhaltigkeit nennt aber nicht nur der Trend-forscher Wippermann als wichtige Werte. Sie tauchen ebenfalls in dem Megatrends-Booklet, das erstmals von Koelnmesse mit der imm cologne und dem Verband der deutschen Möbelindustrie (VDM) herausgegeben wird. Darin elf Megatrends, welche Auswirkungen auf das Wohnen und die Möbel haben. VDM-Trendanalystin Ursula Geismann: „Megatrends sind Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses, die Welt zu ordnen, ihre Komplexität zu reduzieren und die Zukunft berechenbar zu machen. Das Megatrends-Booklet ist ein handliches Werkzeug, um einen verlässlichen Blick in die Zukunft des Wohnens und des Möbels zu werfen.“
Aus statistischer Sicht ist die Zukunft der Möbel schon recht eindeutig. Denn die Prognosen von Marketmedia24 sehen in 2016 alle Teilmärkte der Möbelbranche auf dem aufsteigenden Ast. So werden die Wohnzimmermöbel 2016 auf 2,3 Milliarden Euro anwachsen (plus 1,4 Prozent gegenüber 2015), Schlaf-/Jugendzimmermöbel steigen auf 6,1 Milliarden Euro, Speisezimmermöbel auf gut 2,6 Milliarden Euro, Polstermöbel auf 6 Milliarden Euro, Badezimmermöbel auf knapp 1,1 Milliarden Euro und auch Klein- und Dielenmöbel dürften nach einem Schwächeanfall in 2015 in 2016 wieder zulegen auf dann 892 Millionen Euro. Auch der VDM setzt auf steigende Marktvolumina und beruft sich unter anderem auf eine Studie der CreditPlus Bank. Der zufolge reiße die Lust an Möbelkäufen auch 2016 nicht ab. Jeder dritte Deutsche plane sogar mehr als 1.000 Euro für die Einrichtung von Wohnzimmer, Schlafzimmer & Co. ausgeben zu wollen.
Bleibt die Frage, in welchem Distributionsweg diese Kauflust befriedigt wird. Der Möbelhandel dürfte bei steigendem Marktvolumen erneut Marktanteilspunkte abgeben, so Marketmedia24. Dabei bleibt er mit 78,5 Prozent die absolute Nummer eins. Aber der inter-aktive Handel klopft verstärkt an die Türen: Von 6 Prozent Marktanteil in 2014 auf 6,5 Prozent in 2015 ist ein Signal für die neue Dynamik. Zwar spielt Online absolut gesehen noch kaum eine Rolle. Aber die Pure Player sind zuversichtlich, die Branche aufmischen zu können. So sieht Home24 Geschäftsführer Domenico Cipolla große Chancen, denn der Innovationsgrad im stationären Möbelhandel sei nicht besonders groß. Mit über 180.000 Artikeln hat der Onliner in der Tat etwas zu bieten. Ein Pfund, mit dem die Wettbewerber im Internet nicht nur in Deutschland wuchern, weiß RegioData Geschäftsführer Wolfgang Richter: „Mit Individualität und Abwechslung und Kundennähe muss der stationären Handel diese Herausforderung annehmen, wenn er die seit etwa zwei Jahren massiv steigenden Online-Anteile der Pure Player weiter in Grenzen halten will.“
Bei den Vertriebswegen der Möbelbranche standen 2015 neben dem Distanzhandel nur noch die Bau- und Heimwerkermärkte auf der Gewinnerseite. Die weiteren Wettbewerber verloren.
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