Einflussfaktoren jenseits der Sprache

Neues Verständnis vom Zweitspracherwerb

Ohne genügende Kenntnisse einer Zweitsprache gestaltet sich die Integration in eine Mehrheitsgesellschaft schwierig. Ein erfolgreicher Integrationsprozess setzt eben die Möglichkeit der Kommunikation, des Austausches und der Auseinandersetzung voraus. Für die Schulkinder ist die Beherrschung der Zweitsprache ein Schlüssel und eine Bedingung für den Schulerfolg. Statistiken zeigen, dass es vielen Schülern nicht gelingt, Deutschkenntnisse zu erwerben, die den Anforderungen der Schule genügen (obwohl seit PISA-2000 durchaus Fortschritte erzielt worden sind). Diese Studie möchte einen Beitrag zu einer differenzierteren Sicht auf den Zweitspracherwerb leisten und konzentriert sich auf die Bestandsaufnahme und die Analyse von außerlinguistischen Faktoren, die in diesem Lernprozess von Bedeutung sind.

Der Aufsatz greift die These auf, die vor allem im englisch- und schwedischsprachigen Raum erforscht und diskutiert wird: Zweitspracherwerbsprozess ist mehr als ein Prozess linguistischer Natur und er verläuft nicht in einem Vakuum. Einflussfaktoren „jenseits der Sprache“ (im englischsprachigen Raum hat sich der Term „beyond the language“ etabliert) haben entscheidende Bedeutung für den Verlauf des Lernprozesses und unbeachtet haben sie „das Potential“ dazu, Lernblockaden entstehen zu lassen.

Um einen schwedischen Forscher zu zitieren:

„Heute wissen wir, dass eine Menge Faktoren, die außerhalb des Unterrichtsraumes liegen und auch gänzlich außerhalb der Kontrolle eines Lehrers, entscheidende Bedeutung für einen erfolgreichen Zweitspracherwerb haben. < ... > Zweitspracherwerb ist ein komplexer Prozess, bei dem Sprachunterricht nur eines von vielen Puzzle-Teilen ist.“ ( Hyltenstam 1996, S. 227 – aus dem Schwedischen von Kristina Bornemann).
Der Einfluss dieser Faktoren droht sich zu Hindernissen auszuwachsen, wenn sie im Lehr/ Lernprozess gänzlich unbeachtet bleiben. Die Einflussfaktoren „jenseits der Sprache“ werden in der Studie anhand der klassischen einschlägigen wissenschaftlichen Literatur identifiziert und diskutiert.

Zum besseren Verständnis des besagten Prozesses soll auch die zweite These beitragen, die hier diskutiert wird: Eine These, die von einer Gruppe von Forschern an der California State University entwickelt wurde. Nach dieser Auffassung kann der Zweitspracherwerb als ein Produkt einer Interaktion verstanden werden, und zwar einer komplexen und auf mehreren Ebenen verlaufenden Interaktion zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der konkreten sprachlichen Minderheit. Damit der Zweitspracherwerb gelingt, müssen die beiden „Interaktionsseiten“ ihren Beitrag beisteuern.

Der erste Teil des Buches widmet sich den theoretischen Grundlagen des Erst- und Zweitspracherwerbs. Es werden hier die verschiedenen Perspektiven, die jeweils einen unterschiedlichen Aspekt des Erwerbsprozesses beleuchten, systematisch dargestellt.

Das Buch richtet sich an Lehrer, insbesondere an die DaZ-Lehrer in schulischen und außerschulischen Einrichtungen wie auch an die Bildungsplaner, die sich auf verschiedenen Ebenen mit der Planung und Organisation von DaZ-Förderung und Muttersprachlichem bzw. Herkunftsprachlichem Unterricht beschäftigen.

Titel: Der schwierige Weg zur Zweitsprache. Theoretische Grundlagen und
Einflussfaktoren „jenseits der Sprache“
Autorin: Kristina Bornemann
ISBN-10: 3959348223
ISBN-13: 978-3959348225
Diplomica Verlag GmbH, 26. November 2015, Taschenbuch, 168 Seiten, 44,99 EUR

Das Buch ist über den Buchhandel und direkt über den Verlagsshop erhältlich:
http://www.diplomica-verlag.de

Über die Autorin: Kristina Bornemann, mit Wurzeln in Ostpreußen, besitzt persönliche Erfahrung vom Erwerbsprozess einer Zweitsprache. Sie hat 10 Jahre in Stockholm gelebt, wo sie Schwedisch als Zweitsprache gelernt/erworben hat. Seit 1989 lebt sie in Nordrhein-Westfalen und hat ihre anfangsweise bescheidenen Deutschkenntnisse zu einer nah-muttersprachlichen Kompetenz ausgebaut. In Deutschland studierte sie Erziehungswissenschaften und Psychologie. Als Dozentin für DaZ hat sie praktische Erfahrungen zum Zweitspracherwerbsprozess gesammelt. Sie hat auch kürzlich begonnen, Fachliteratur zu den Themen Zwei-/Mehrsprachigkeit aus dem Schwedischen ins Deutsche zu übersetzen.

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