Mit Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und Schwimmerlegende Dr. Michael Groß
Das Gewinnen und Binden qualifizierter Fachkräfte ist für Mittelständler eine zentrale Herausforderung der kommenden Jahre. Mit dem Projekt „Lebensphasenorientierte Personalpolitik 3.0“ möchten das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium ein Problembewusstsein für den Fachkräftemangel schaffen, die regionale Vernetzung ankurbeln und Lösungswege aufzeigen. Zentraler Baustein des Projekts ist der Preis „Rheinland-Pfalz“ attraktive Arbeitgeber“. Die Preisträger sollen als „Leuchttürme“, die mit hoher Mitarbeiterorientierung und viel Herzblut erfolgreich Personalpolitik betreiben, andere regionale Unternehmen inspirieren.
In der Begrüßung beschrieb Dr. Ulrich Link, Vorstandsmitglied der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), die Stärkung des Mittelstandes als eine der Kernaufgaben seines Hauses. „Indem wir Ansätze unterstützen, die die Lebensphasen der Beschäftigten mit den Anforderungen ihres Berufslebens kombinieren, helfen wir den mittelständischen Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.“
Im anschließenden „Expert-Talk“ mit Moderator Ralf Szepanski vom ZDF stellte Ministerin Eveline Lemke das Projekt in den Kontext der Fachkräftestrategie Rheinland-Pfalz, die sich aus über 200 Einzelmaßnahmen zusammensetzt. Zentrales Anliegen des Ministeriums, so Lemke, ist es, über die Vernetzung und Zusammenarbeit aller relevanten Akteure die ganze Region lukrativer für Fachkräfte zu machen: „Neben der Attraktivität des einzelnen Arbeitgebers ist auch die Attraktivität der Region bei der Suche nach Fachkräften ein bedeutender Faktor.“
Dr. Michael Groß, ehemaliger Leistungssportler und nun Berater mit dem Schwerpunkt Change-Management, vermittelte in plastischen Bildern die internen Herausforderungen, die sich durch einen Wandel der Unternehmensstrategie ergeben. „Strukturieren, organisieren und informieren reicht nicht aus, um Wandel erfolgreich zu gestalten. Führungskräfte und Mitarbeiter müssen überzeugt sein vom Wandel, damit sich ihr Handeln wirklich ändert. Wegen der fehlenden Rücksicht auf die Unternehmenskultur scheitern viele Transformationen“.
Prof. Dr. Jutta Rump, wissenschaftliche Personalexpertin, lieferte in ihrem Vortrag gute Argumente für eine strategische Personalpolitik. „Wenn sie etwas für ihre Mitarbeiter tun, zahlen diese es Ihnen doppelt und dreifach zurück. Mitarbeiterangebote steigern Motivation und Arbeitsproduktivität, zudem sinken Krankenstand und Fluktuationsrate“, erklärt Rump.
Am Round-Table befragte Ralf Szepanski die Repräsentanten der acht prämierenden Unternehmen zu ihren Personalkonzepten. Thomas Pütter, Geschäftsführer des Nells Park Hotels, riet den zahlreichen Unternehmern im Publikum „auch bei kleiner und mittlerer Betriebsgröße in eine strategische Personalentwicklung zu investieren.“ Für Nicole Dörr, die gemeinsam mit ihrem Mann Simon Dörr den gleichnamigen Zimmerei- und Bedachungsbetrieb führt, ist das eigens entwickelte Unternehmensleitbild Dreh- und Angelpunkt der Personalstrategie: „Das Leitbild stellt eine gemeinsame Wertebasis dar, die der jungen Truppe Orientierung gibt. Die wertschätzende und offene Kommunikation – untereinander und mit den Kunden – ist ein wesentlicher Bestandteil des Leitbildes.“ Die Kimmel Zahntechnik GmbH lockt Auszubildende und Fachkräfte mit guter Bezahlung sowie technischer Innovation und stellt sich somit den spezifischen Herausforderungen der Branche. „Zahntechniker sind eher kleine Betriebe gewöhnt und bevorzugen eine angenehme Arbeitsatmosphäre, deshalb haben wir neben der zentralen Fertigung in Koblenz auch mehrere Zweigstellen“, so Geschäftsführer Andreas Kimmel. Cathrin Rabensteiner, Geschäftsführerin der IP Steuerungstechnik GmbH setzt auf einen modernen Führungsstil: „Flache Hierarchien sowie eigenverantwortliches Arbeiten tragen zu einer gesteigerten Mitarbeiterzufriedenheit bei.“
Anschließend kam mit der feierlichen Übergabe der Urkunden durch Ministerin Eveline Lemke der Höhepunkt des Abends. Sie gratulierte allen Unternehmen zu ihrer hervorragenden Arbeit. Die Unternehmen wurden von den Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern für den Preis vorgeschlagen. Eine unabhängige Jury prüfte und bestätigte die Vorschläge anhand definierter Auszeichnungskriterien. Auf einem Info-Markt informieren die „attraktiven Arbeitgeber“ zudem über ihre Unternehmen.
Editors Notes
Das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) unter Leitung von Prof. Dr. Jutta Rump (Geschäftsführerin) erforscht personalwirtschaftliche Fragestellungen. Die Schwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit („Employability“), demografischer Wandel und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das IBE berät Unternehmen und Institutionen in arbeitsmarktpolitischen, personalwirtschaftlichen und sonstigen beschäftigungsrelevanten Fragen. Über alle bisherigen Projektphasen hinweg zeichnet das IBE mit der Unterstützung von Multiplikatoren verantwortlich für die konzeptionelle Entwicklung und Umsetzung der Thematik „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“.
Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz (MWKEL) hat das Projekt „Strategie für die Zukunft – Lebensphasenorientierte Personalpolitik“ ins Leben gerufen und fördert es. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Modellprojektes in den Jahren 2009 – 2011 sowie dem Ausbau der Vernetzung rheinland-pfälzischer Betriebe und der Vertiefung der Branchenspezifik in 2012 – 2013 stehen in der aktuellen Projektphase die Bildung von starken Arbeitgebermarken der rheinland-pfälzischen Unternehmen sowie der Schulterschluss mit kommunalen Akteuren zur Stärkung der Regionen im Mittelpunkt. Das Projekt ist Bestandteil der Landesstrategie zur Fachkräftesicherung Rheinland-Pfalz.
Die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) ist das Förderinstitut des Landes Rheinland-Pfalz und zuständig für die Wirtschafts- und Wohnraumförderung im Land. Im Rahmen ihrer Aufgaben zur Stärkung des rheinland-pfälzischen Mittelstandes begleitet die Förderbank das Projekt seit 2012. Hierbei bietet sie insbesondere Plattformen zum kommunikativen Austausch, um aufzuzeigen, wie Unternehmen regionen- und branchenspezifisch Fachkräfte gewinnen und halten können.
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