Weniger zu arbeiten bedeutet, erfolgreicher zu arbeiten. Die Etablierung fundierter Resilienz-Konzepte in den Unternehmen sowie Selbstführungskompetenzen bei den Mitarbeitern bilden die Basis.
Viele Menschen arbeiten andauernd zu viel. Viel zu arbeiten, gilt immer noch als Indikator für Leistungsbereitschaft und Erfolg. Vielfach brüsten sich besonders Führungskräfte stolz, ein tägliches Arbeitspensum von 10 – 12 Stunden zu bewältigen. Sie erwarten dies auch von ihren Mitarbeitern und beklagen eine zunehmend mangelnde Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit, insbesondere der Generation Y. Sie kritisieren, dass den jungen Mitarbeitern „nur“ ihre Life-Balance wichtig sei und sie nicht bereit sind, Arbeitszeiten über das vereinbarte Maß hinaus zu akzeptieren.
Gut so! Denn erst eine gesunde Distanz zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Erwartungen im Arbeitsleben schafft die Basis für gesunden Erfolg und hohe Arbeitsqualität.
In der modernen Arbeitswelt kommt es darauf an, kreativ Ideen zu entwickeln und Innovationen umzusetzen. Vielfältige Perspektiven und komplexe Zusammenhänge müssen schnell und flexibel erfasst, analysiert und kritisch hinterfragt werden. Schwierigkeiten und Probleme sind vorprogrammiert und verlangen nach innovativen Lösungen. Ständige Umbrüche und Veränderungen gehören zum Alltag. Jeder einzelne muss sich immer wieder neu darauf einstellen und anpassen. Das erfordert mentale Kompetenzen, die sich nicht unter Druck und Überlastung einstellen.
Neurowissenschaftliche Forschungen zeigen, dass der menschliche Geist nicht grenzenlos belastbar ist. Wer übermäßig lange arbeitet, ist nicht kreativ, macht vermehrt Fehler, kann sich schlecht konzentrieren und riskiert langfristige psychische oder physische Erkrankungen.
Es ist gut und förderlich für den Unternehmenserfolg, wenn Menschen leistungsbereit sind, gleichzeitig aber sich selbst als Person mit eigenen Bedürfnissen ernst nehmen. Das ist kompetente Selbstführung, eine Basiskompetenz für Resilienz. Resilienz hat nichts mit Härte gegen sich selbst zu tun. Gemeint ist vielmehr seelische Elastizität. Menschen mit einer ausgeprägten Resilienz können sich flexibel an herausfordernde Anforderungen anpassen und haben ein intaktes seelisches Immunsystem. Dafür braucht es neben dem beruflichen Engagement auch Zeit für persönliche Aktivitäten.
Forschungen zeigen, dass Mitarbeiter, insbesondere Führungskräfte, mit einer ausgeprägten Resilienz, erfolgreicher sind. Was unterscheidet sie von den anderen Menschen? Sie können ihre unterschiedlichen Lebensbereiche, sich selbst als Person und ihre beruflichen Rollen getrennt und mit einer gesunden Distanz wahrnehmen. Sie entscheiden sich bewusst, welchen Bedürfnissen und Erwartungen sie wann und in welchem Umfang Raum geben. Auch unter großem Stress können sie ihre Impulse effektiv und zielorientiert steuern und sich persönlich von Ärger distanzieren. Sie führen sich selbst diszipliniert, sodass sie sich leistungsstark und engagiert den Anforderungen in ihrer beruflichen Rolle widmen, ohne in die Überlastung zu geraten. Dabei hilft Ihnen, dass sie auch anderen Themen und Interessen Raum und Zeit geben. Sie sind neugierig und offen und haben vielfältige Interessen, auch über die beruflichen Themen hinaus. Sie sind aktiv, kommunikativ und pflegen auch außerhalb des Jobs ein soziales Beziehungsnetz. Das alles trägt zu geistiger Flexibilität, Souveränität und Wohlbefinden bei und wirkt sich positiv auf die Arbeitsergebnisse aus. Weniger zu arbeiten bedeutet am Ende, erfolgreicher zu arbeiten.
Eine Arbeitswelt, die aus der Balance geraten ist, schädigt die Gesundheit der Menschen und ihre Leistungsfähigkeit und damit den Unternehmenserfolg. Wandel ist dringend nötig. Wandel hin zu einer neuen Qualität der Arbeit. Eine Qualität geprägt von Lebensqualität und Menschenwürde. Zeit für persönliche Entfaltung auch außerhalb der Arbeitswelt ist dafür unerlässlich. Erst das Wechselspiel zwischen Arbeit und Privatleben schafft einen gesundheits- und leistungsförderlichen Rahmen. Die Freiheiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung sind erst dann vorteilhaft, wenn Platz für arbeitsfremde Themen und Zeiten selbstverständlich wird. Darauf zu achten, ist die Verantwortung jedes Mitarbeiters selbst, aber auch Teil der unternehmerischen Verantwortung. Die Entwicklung und Etablierung Resilienz fördernder Konzepte in der Führungs- und Unternehmenskultur ist Teil dieser Verantwortung und trägt nachhaltig zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und des Unternehmenserfolgs bei.
Es ist nicht mehr zeitgemäß, Menschen als zu minimierenden Kostenfaktor, als Ressource oder als Objekt entgrenzter Leistungsbegierde zu betrachten.
Erst Arbeit, die den Menschen mit seinen vielfältigen Bedürfnissen respektiert und Kraft für arbeitsfremde Themen lässt, ist menschenwürdige Arbeit mit hoher Ergebnisqualität.
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Frau Julitta Rössler
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Dipl. Kfm. Julitta Rössler Psychologin B. A. arbeitet seit 2004 als Coach, Trainerin und Autorin. Zuvor war sie in Führungspositionen eines internationalen US-Konzerns tätig.
Julitta Rössler ist als Spezialistin für das Thema Resilienz anerkannt
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