Thomas Lehn – seit 1970 Dialysepatient
Der Ingelheimer Thomas Lehn (64 Jahre) ist seit seiner Geburt nierenkrank und ist wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der ohne eigene Nierenfunktion seit 50 Jahren mit der Dialysebehandlung lebt. Ein Jubiläumsfest war geplant, musste aber wegen der Corona Krise absagt werden.
Thomas Lehn kam mit einem Nierenerkrankung auf die Welt. Im Alter von 5 Jahren wurde ihm die rechte kranke Niere entfernt und 9 Jahre später gab nach einer schweren Grippe auch seine linke Niere ihre Funktion auf. Die Dialysebehandlung bei Kindern in Deutschland steckte 1970 noch in den Kinderschuhen und nur in der Urologischen Kinderdialyse der Chirurgischen Klinik in Heidelberg gab es die einzige Möglichkeit in Deutschland, das Leben von Thomas Lehn zu retten. Nach zwei erfolglosen Bauchfelldialysen in der Universitätsklinik Mainz verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand, so dass er in ein urämisches Koma fiel. In letzter Minute brachte man ihn nach Heidelberg an die Kinderdialyse, da dort ein Dialyseplatz frei wurde, weil ein Kind die Nierenerkrankung nicht überlebt hatte. Die Dialyseplätze waren rund um die Uhr belegt.
Dialyseplätze in Deutschland waren damals so rar, dass nicht einmal jeder erwachsene Nierenkranke einen Dialyseplatz erhielt. Dem erwachsenen Dialysepatient wurde geraten, die Dialysebehandlung zu Hause durchzuführen.
Trotz der schlimmen Anfangszeit an der Dialyse erholte sich Thomas Lehn schnell, so dass er ambulant zur Dialyse nach Heidelberg musste. An den dialysefreien Tagen besuchte Thomas Lehn die Schule und absolvierte mit Hauslehrern die Schulausbildung. Seine Mutter fuhr in 3 x in der Woche nach Heidelberg bis er 18 Jahre alt war, und er selbst mit seinem Auto zur Dialysebehandlung nach Heidelberg fahren konnte.
Trotz dem Handicap „Dialyse“ kann Thomas Lehn ein fast normales Leben führen. Er lernte den Beruf des EDV Kaufmanns und wurde 1980 als Programmierer am Rechenzentrum des Landes Rheinland-Pfalz eingestellt. Am 1. Oktober feiert er sein 40. Dienstjubiläum.
Seit 1984 ist Thomas Lehn mit seiner Frau Beate verheiratet. Zusammen haben sie sich 1983 für die Dialyse zu Hause entschieden. Seit dieser Zeit läuft bei Lehns im extra dafür eingerichteten Zimmer jeden 2. Tag die Dialysemaschine für 5 bis 6 Stunden und reinigt Thomas Lehns Blut von den Giftstoffen.
Er hat sich gegen eine Transplantation entschieden, da die Heimdialyse für ihn selbst das beste Nierenersatzverfahren ist. Thomas Lehn stellt fest: „Leider dialysieren nur unter 1% der Dialysepatienten zu Hause. Die Heimdialyse hat gegenüber der Zentrumsdialyse für den Dialysepatienten einige medizinische Vorteile und von den Nephrologen wird behauptet, dass es statistisch gesehen den Patienten gesundheitlich besser geht. Wegen der Corona Krise entscheiden sich momentan mehr Dialysepatienten für die Heimdialyse, da die Gefahr der Infektion an Covid19 in den Dialysezentren recht hoch sein kann.“
Wegen seiner großen Erfahrung und seiner beispiellosen positiven Einstellung zum Leben ist er für viele Nierenkranke ein Vorbild. Thomas Lehn ist seit Jahrzehnten in der Nierenselbsthilfe und in Patientenvereinen tätig und kann so seine Erfahrung weitergeben. Mit seinen Vorträgen vor Patienten, Pflegepersonal und Ärzten zieht er sie in den Bann, wenn er von den Anfängen der Dialysebehandlungen und von seinen persönlich erlebten Geschichten erzählt. Für seine Arbeit in der Selbsthilfe erhielt er letztes Jahr das Bundesverdienstkreuz am Bande vom Bundespräsidenten verliehen. Thomas Lehn versucht wegen der langen Dialysezeit in das Guinnessbuch der Rekorde zu kommen. „Wichtiger ist es, dass bei mir keine größeren gesundheitlichen Problemen auftreten und die Heimdialyse in das Leben meiner Frau und mir so weiterhin gut integriert sein wird, dass ich bis zu meinem Lebensende ohne eigene Nierenfunktion weit gehend gut leben kann. Ich bin froh, dass ich bisher immer von ärztlicher Seite gut beraten und unterstützt wurde.“
Thomas Lehn hatte seine Feier zu „50 Jahre Dialyse“ wegen den Abstandsregeln in der Corona Krise absagen müssen. Er hofft, dass er nächstes Jahr dies außergewöhnliche Fest mit den Menschen feiern kann, die ihn auf dem langen beachtenswerten Weg begleitet haben.
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Thomas Lehn ist Insider und erfahrener Dialysepatient. Er arbeitet in Selbsthilfegruppen, hat eine Onlinepräsens und ist in einigen „social media Gruppen“ vertreten. Thomas Lehn hat ein Buch geschrieben und hat 2019 das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste in der Nierenselbsthilfe verliehen bekommen.
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