Stefan Kühn: Vier Risikokategorien, die Investoren kennen sollten.

Der Ökonom Stefan Kühn beleuchtet in seinem Bericht vier grundlegende Risikoquellen, die Investoren kennen und berücksichtigen sollten.

BildDiese sind:

1. Bilanzrisiko (Leverage)

2. Bewertungsrisiko

3. Geschäftsrisiko

4. emotionales Risiko

Dabei bezieht er mit dem „emotionalen Risiko“ auch eine wichtige qualitative Komponente mit ein, die oft vernachlässigt wird.

1. Bilanzrisiko (Leverage)

Morgan Housel, Autor von The Psychology of Money, beschreibt, dass es in Japan 140 Unternehmen gibt, die seit über 500 Jahren ununterbrochen existieren. Diese langlebigen Unternehmen haben eines gemeinsam: keine oder nur geringe Schulden. Wenn das Geschäft schlecht läuft oder die Wirtschaft in eine Krise gerät, gibt es keinen Druck, Zinsen zu zahlen oder Kapital zurückzuzahlen. Das Unternehmen bleibt stabil.

Bilanzieller Einsatz von Leverage

Der Einsatz von Fremdkapital ist nicht grundsätzlich negativ. Er kann eingesetzt werden, um die Kapitalstruktur zu optimieren und die Gesamtkapitalkosten zu senken. Allerdings verwechseln Manager häufig „optimieren“ mit „maximieren“: Sie belasten Unternehmen mit zu viel Fremdkapital, um Aktienrückkäufe oder Dividendenerhöhungen zu finanzieren. Dieses „Financial Engineering“ kann den Aktienkurs kurzfristig in die Höhe treiben, birgt aber langfristige Risiken.

Banken sind hier besonders gefährdet, weshalb gesetzliche Regelungen maximale Verschuldungsquoten vorschreiben. In Boomzeiten ist dies selten ein Problem, aber in Rezessionen kann es zu Refinanzierungsengpässen kommen. Kreditgeber können Unternehmen in den Konkurs treiben, was zu hohen Verlusten für die Anteilseigner führt. Eine solide Bilanz erhöht die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens.

Bilanzrisiko für Privatanleger

Auch Privatanleger können einem Bilanzrisiko ausgesetzt sein, insbesondere durch die Nutzung von Lombardkrediten. Ein plötzlicher Markteinbruch kann zu einem „Margin Call“ führen, bei dem Positionen zum ungünstigsten Zeitpunkt liquidiert werden müssen. Dies verstärkt den Abwärtsdruck auf die Märkte.

Kontrollmassnahmen:

– Auswahl von Unternehmen mit soliden Bilanzen.

– Kritische Beobachtung von Managern, die exzessives Financial Engineering betreiben.

2. Bewertungsrisiko

Stefan Kühn erinnert an die Aktien von Zoom und Peloton, die während der Pandemie 2020 in die Höhe schossen. Viele Investoren gingen davon aus, dass die Sperren ewig dauern würden. Dies führte zu übertriebenen Kurs-Gewinn-Verhältnissen von über 100. Mittlerweile sind diese Aktien stark gefallen und viele Anleger haben dauerhafte Verluste erlitten.

Beispiele aus der Vergangenheit

Nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 brauchten Amazon und Microsoft mehr als ein Jahrzehnt, um ihre Höchststände wieder zu erreichen. Für jede Erfolgsgeschichte wie Amazon gibt es aber auch zahlreiche Beispiele wie Sun Microsystems, Nortel Networks oder AOL, die nie wieder zu alten Höchstständen aufstiegen.

Es gibt aber auch Ausnahmen. Unternehmen wie Nvidia wachsen manchmal in ihre hohen Bewertungen hinein, aber solche Fälle sind selten. Die Kontrolle des Bewertungsrisikos erfordert Skepsis gegenüber Hype-Themen und die Bevorzugung vernünftig bewerteter Aktien.

3. Geschäftsrisiko

Die freie Marktwirtschaft ist ein schwieriges Umfeld für Unternehmen. Neue Wettbewerber, technologische Umwälzungen, veränderte Kundenpräferenzen oder gesetzliche Vorgaben können ein Unternehmen bedrohen. Die Geschichte ist voll von Beispielen wie Nokia, Polaroid oder Wirecard, deren Geschäftsmodelle obsolet wurden.

Kontrolle des Geschäftsrisikos

1. Analyse des Geschäftsmodells: Verstehen, womit das Unternehmen Geld verdient.

2. Schwachstellen identifizieren: Wie gut ist das Unternehmen gegen Konkurrenten geschützt?

3. Regelmäßige Überprüfung des Investment Cases: Sind Schwächen erkennbar?

4. Diversifikation: Risikostreuung im Portfolio reduziert mögliche Verluste.

4. Emotionales Risiko

Benjamin Graham, der Vater des Value Investing, beschrieb die Finanzmärkte als manisch-depressiv. Emotionen wie Gier und Angst führen häufig zu irrationalem Verhalten. Anleger kaufen Aktien aus Angst, Chancen zu verpassen, oder verkaufen in Panik, wenn die Märkte fallen. Im Frühjahr 2020 haben viele Anleger durch übereilte Verkäufe viel Geld verloren.

Momentum als Herausforderung

Der aktuelle Trend vieler Anleger, auf Momentum-Strategien zu setzen, birgt Risiken. Bei dieser Strategie werden Vermögenswerte gekauft, die zuletzt gestiegen sind, in der Annahme, dass sich der Trend fortsetzt. Dies verstärkt oft den Herdentrieb und führt zu übertriebenen Bewertungen.

Emotionale Risiken kontrollieren

– Den eigenen Anlagehorizont und die persönliche Risikotoleranz kennen.

– Trennung von Volatilität und Risiko: Kurzfristige Schwankungen sind nicht gleichbedeutend mit langfristigen Kapitalverlusten.

Fazit

Stefan Kühn betont, dass Anleger durch eine bewusste Strategie und fundierte Entscheidungen Risiken minimieren können. Die Kombination aus Analyse, Diversifikation und emotionaler Kontrolle ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg an den Finanzmärkten. Emotionen sollten niemals die Grundlage für Anlageentscheidungen sein. Ein solides Verständnis der vier Risikokategorien ermöglicht es Anlegern, langfristig fundierte Entscheidungen zu treffen.

Verantwortlicher für diese Pressemitteilung:

SK Coaching – Stefan Kühn
Herr Stefan Kühn
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Stefan Kühn ist Betriebswirt, Ökonom und Autor; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. In seinem Buch „Einmal Theorie und Praxis der Finanzmärkte und zurück!“ führen Sie erfahrene Autoren durch das komplexe Geflecht von Fiskal- und Geldpolitik, Aktienmärkten, Klimaneutralität und der aufstrebenden Weltmacht China. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer, ehemaliger Vorstand und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.

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